Kreditkartennummern, Passwörter, Privatadressen und Telefonnummern: Unter den Opfern des Hackerangriffs auf die US-Firma Stratfor sind auch hunderte von Schweizern. Darunter sind Mitarbeitende von EDA und VBS sowie von Banken, Konzernen und Medienunternehmen.
Dies belegt eine Datei mit Kreditkarten-Nummern und Adressen, auf die sich Schweizer Radio DRS für einen Beitrag vom Dienstagabend stützte. Die Liste liegt auch der Nachrichtenagentur sda vor.
Einsehbar sind nebst der Kartennummer auch der Sicherheitscode der Karte, die Telefonnummer oder die private Adresse. Von Schweizer Radio DRS vorgenommene Stichproben zeigen, dass etwa ein Drittel der Daten aktuell und deren Kreditkartennummern gültig sind.
Betroffen sind Kader der Schweizer Grossbank UBS, Mitarbeiter von Privatbanken wie Julius Bär sowie Angestellte von Grosskonzernen wie Nestlé oder ABB.
Betroffene Stratfor-Kunden finden sich auch in Medienunternehmen, wie beispielsweise im Auslandressort der „Neuen Zürcher Zeitung“, dem „Blick“, des Schweizer Fernsehens oder auch bei Schweizer Radio DRS.
Leute in sensiblen Positionen
Auch Kadermitarbeiter in Bundesämtern, etwa im Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) oder im Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), gehören zu den Betroffenen.
Wie die Liste zeigt, sind vor allem Personen in sensiblen Position betroffen: Angestellte von Schweizer Botschaften, Kadermitarbeiter bei Firmen oder Leute mit Führungsfunktionen bei der Armee.
EDA-Sprecher Stefan von Below sagte am Dienstagabend auf Anfrage der sda, einzelne Mitarbeitende hätten zu Informations- und Dokumentationszwecken punktuell die Dienstleistungen der Firma Stratfor in Anspruch genommen.
Die vom Datendiebstahl betroffenen Mitarbeitenden würden raschmöglichst informiert und die zur Bezahlung verwendeten Kreditkarten gesperrt.
Auch VBS-Sprecherin Silvia Steidle bestätigte auf Anfrage der sda, dass VBS-Mitarbeiter unter den Opfern des Hackerangriffs sind. Man sei am Abklären, ob und inwiefern das Departement davon tangiert sei und welche Konsequenzen sich daraus ergäben.
Anonymus dementiert
Bei der Hackerattacke wurden E-Mail-Bestände und Kreditkarten-Informationen entwendet. Danach berichteten Kunden über Überweisungen in ihrem Namen an wohltätige Organisationen. Ziel der Aktion sei es, „mehr als eine Million Dollar“ als Weihnachtsspenden an gemeinnützige Einrichtungen umzuverteilen, zitierten US-Medien angebliche Anonymous-Mitglieder.
Zugleich kursierte im Internet aber ein Dementi im Namen von Anonymous, in dem es hiess, die Vereinigung habe nichts mit dem Angriff zu tun gehabt. Man respektiere die Arbeit von Stratfor als Medienquelle.
Stratfor bietet seinen Kunden Analysen zu aktuellen geopolitischen Sicherheitsfragen wie Terrorismus, politische Umwälzungen oder Machtwechsel in einzelnen Ländern. Dem Unternehmen werden enge Kontakte zum US-Geheimdienst CIA nachgesagt.