Nach der aargauischen Gemeinde Bettwil wehrt sich auch Turbenthal im zürcherischen Tösstal gegen ein Asylzentrum. Der Gemeinderat hat dem Bundesamt für Migration per E-Mail eine Absage erteilt, wie Gemeindepräsident Georg Brunner am Mittwoch auf Anfrage der sda sagte.
Der Gemeinderat erachtet den Standort als ungeeignet. Entscheidend für die Absage waren auch die Erfahrungen, welche die Gemeinde 1999 während des Kosovo-Krieges mit Asylbewerbern gemacht hatte, wie Brunner ausführte. Damals diente die stillgelegte Lenkwaffenbasis im Dorfteil Schmidrüti als Unterkunft für rund 100 Flüchtlinge.
Schmidrüti war damals schweizweit in die Schlagzeilen geraten: Einige der Kosovo-Flüchtlinge hatten sich geweigert, in die Militärbaracken zu ziehen. Sie hatten argumentiert, das abgelegene Schmidrüti wirke wie ein Gefängnis. Andere protestierten mit einem Hungerstreik gegen die schlechte Behandlung.
„Wir sprechen uns zugunsten unserer Bevölkerung gegen eine Asylunterkunft aus“, sagte Gemeindepräsident Brunner. Der Weiler Schmidrüti befinde sich am anderen Ende des Dorfes auf einem Hügel. „Dort oben hat es nichts. Die Asylsuchenden wissen nicht, was sie dort machen sollen.“
In der Umgebung der ehemaligen militärischen Anlage wohnen rund 80 Personen. „Diese wollen sich mit allen Mitteln gegen das Asylzentrum wehren“, sagte der Gemeindepräsident. Er habe in den letzten Tagen viele negative Reaktionen erhalten. Die Stimmung sei emotional.
„Der Standort ist wirklich nicht ideal“, räumt Brunner ein. Im März sei ein Gespräch mit dem Bundesamt für Migration geplant. Bis dahin werde man prüfen, welche Möglichkeiten die Gemeinde habe, ein Asylzentrum in Schmidrüti baurechtlich zu verhindern. „Der Ball liegt jetzt bei Kanton und Bund“, betonte der Gemeindepräsident.
Verhandlungen zwischen dem Bund und Turbenthal
Das Bundesamt für Migration (BFM) habe den Kanton angefragt, ob die Anlage in Schmidrüti als Asylzentrum genutzt werden könne, sagte der Sprecher der Zürcher Sicherheitsdirektion, Urs Grob, auf Anfrage der sda. Der Kanton habe darauf geantwortet, dass er damit einverstanden sei.
Gemäss Grob formulierte der Regierungsrat in einem Schreiben an den Bund einige Randbedingungen. Welche das sind, wollte der Sprecher jedoch nicht sagen. „Die konkrete Umsetzung ist nun eine Sache zwischen dem BFM und der Gemeinde Turbenthal“, sagte Grob.