Die norditalienische Föderalismus-Partei Lega Nord versinkt im Chaos: Nach dem Rückzug des Parteigründers Umberto Bossi hat nun auch dessen Sohn, Renzo Bossi, seinen Rücktritt als Regionalratsabgeordneter der Lombardei eingereicht.
Der 23-Jährige ist zwar bisher kein Beschuldigter im Korruptionsskandal. Er steht aber im Verdacht, Geld aus der Parteikasse veruntreut zu haben.
„Ich gehe mit gutem Beispiel voran und reiche freiwillig meinen Rücktritt ein“, sagte Renzo Bossi, der als Zukunftshoffnung der Lega Nord galt und das Erbe seines Vaters fortführen wollte.
Er soll sich mit staatlichen Parteienfinanzierungen unter anderem einen akademischen Abschluss in London „erkauft“, Benzin für seine teuren Autos erhalten, sowie Partys mit Lega-Anhängern bezahlt haben.
Bossis ältester Sohn Riccardo soll eine aus der Parteikasse bezahlte BMW-Geländelimousine gefahren haben. Die Ehefrau des Parteiführers, eine Lehrerin, erhielt Gelder für eine von ihr gegründeten Schule.
Der Skandal um illegale Parteienfinanzierung, Günstlingswirtschaft und Geldwäsche erschüttert die Lega Nord. Der politische Schaden könnte für die Gruppierung, die sich als einzig wahre Opposition zur Expertenregierung Mario Montis versteht und mit ihren provokativen Kampagnen gegen den „mafiösen“ Süden ihren politischen Erfolg in Norditalien geebnet hatte, nicht grösser sein.
Nach dem Rücktritt Bossis und seines Sohnes könnte es bald zu einem weiteren Rücktritt kommen. Lega-Aktivisten verlangen die Demission der Bossi-Vertrauten und Vizepräsidentin des römischen Senats, Rosy Mauro. Sie soll ihren Freund, einen ehemaligen Polizisten, in seiner musikalischen Karriere mit Parteigeldern unterstützt haben.
Wieviel wusste Bossi?
Unklar ist, inwiefern Bossi über die Machenschaften seiner Partei und Familie tatsächlich informiert war. Gegen den am Donnerstag zurückgetretenen Parteichef laufen keine Ermittlungen.
Der Skandal kreist um den skandalumwitterten Schatzmeister der Lega Nord, Francesco Belsito, der vergangene Woche unter dem Druck ausgedehnter Justizermittlungen das Handtuch werfen musste.
Belsito, ehemaliger Türsteher einer Disco, soll Beziehungen zur ‚Ndrangheta, dem kalabresischen Arm der Mafia, gepflegt und sogar Geld des organisierten Verbrechens gewaschen haben.
In dieser verworrenen Lage muss sich jetzt ein Triumvirat um den Neubeginn der Partei kümmern, das nach Bossis Rücktritt das Ruder der Gruppierung übernommen hat.
Das Trio aus Ex-Innenminister Roberto Maroni, Ex-Reformenminister Roberto Calderoli und der Parlamentarierin Manuela Del Lago, das nach Bossis Rücktritt die Führung der Gruppierung übernommen hat, muss so schnell wie möglich eine Säuberungsaktion in die Wege leiten.