Der US-Polizist, der in Ferguson im US-Bundesstaat Missouri einen unbewaffneten schwarzen Teenager erschossen und damit schwere Proteste ausgelöst hatte, wird auch von den Bundesbehörden nicht angeklagt. Es gebe keine Beweise, die gegen das rechtmässige Verhalten des weissen Beamten sprächen.
Dies teilte das Justizministerium am Mittwoch in Washington mit. Darren Wilson hatte ausgesagt, zum Zeitpunkt der Tat um sein Leben gefürchtet zu haben. Deshalb habe er auf den Jugendlichen Michael Brown geschossen.
Die US-Bundesstaatsanwaltschaft prüfte, ob der Polizist mit seinen Schüssen eine Bürgerrechtsverletzung begangen hatte. US-Medien hatten bereits vor Wochen berichtet, dass eine Anklage aber sehr unwahrscheinlich sei. Der Bericht des Justizministeriums bestätigte die Informationen nun.
Die Familie von Brown äusserte sich enttäuscht darüber, dass der «Mörder unserer Sohnes nicht für seine Taten zur Verantwortung gezogen wird.»
Wilson hatte den Jugendlichen im August in der Vorstadt von St. Louis erschossen. Das hatte landesweit Empörung sowie tagelange Unruhen in Ferguson ausgelöst.
Die Polizei ging damals mit grosser Gewalt gegen die Demonstranten vor, mehrfach fielen Schüsse. Es gab Verletzte. Im Dezember kam eine Geschworenen-Jury zum Urteil, dass keine Anklage gegen den Polizisten erhoben wird. Darauf brachen erneut Proteste aus.
Zweifel an Zeugenaussagen
Wie die Geschworenen zogen auch die Bundesermittler Zeugenaussagen in Zweifel, denen zufolge Brown die Hände erhoben hatte, als Wilson schoss. Dieselben Zeugen hätten auch erklärt, dass der Teenager auf den Polizisten zugestürmt sei und dabei die Hände heruntergenommen habe, heisst es in dem Papier.
Demonstranten in Ferguson und anderen US-Städten hatten bei Protestzügen stets «Hände hoch! Nicht schiessen!» skandiert, um auf die Brutalität der Tat hinzuweisen.
Nach Darstellung der Staatsanwaltes in Ferguson hatte der Polizist den 18-Jährigen damals gebeten, nicht mitten auf der Strasse zu gehen. Darauf sei der an das Fenster des Polizeiwagens getreten und habe nach der Waffe des Beamten gegriffen und ihn geschlagen. In dem Auto seien zwei Schüsse gefallen. Als er sich wieder von dem Wagen entfernt habe, sei Wilson ihm hinterher gelaufen.
Es gebe Beweise, dass der Teenager sich umgedreht habe auf Wilson zugekommen sei, heisst es. Der Polizist feuerte daraufhin zehn Schüsse ab.
Routinemässige Schikanen
Ein am Mittwoch veröffentlichter Bericht des US-Justizministeriums bestätigte ein routinemässiges Schikanieren von Afroamerikanern in Ferguson. So seien Schwarze überdurchschnittlich oft das Ziel polizeilicher Massnahmen gewesen.
Ihr Anteil an allen Festnahmen zwischen 2012 und 2014 lag demnach bei 93 Prozent, obwohl sie nur zwei Drittel der Bevölkerung von Ferguson ausmachten. 85 Prozent der von der Polizei angehaltenen Autos wurden von Schwarzen gefahren, 90 Prozent der vor Gericht zitierten Personen waren Schwarze, und Gewalt wurde in 88 Prozent der Fälle gegen Schwarze angewandt.