Auf dem Land beginnt die Fasnacht schon ab Samstag

Das Fasnachtsfieber schüttelt Sie heftig, doch der Morgenstreich ist noch fern? Die TagesWoche weiss Abhilfe: Schnuppern Sie Fasnachtsluft auf der Landschaft, bevors in der Stadt montags früh losgeht.

In den ehemals katholisch geprägten Dörfern des Baselbiets wie Allschwil begann sich das Fasnachtskarussell bereits vor einer Woche zu drehen. Dieses Wochenende ist die Bauernfasnacht der reformierten Gemeinden an der Reihe. Eröffnet wird das Tohuwabohu der Baselbieter Fasnachtsumzüge am Samstagnachmittag um 14.00 Uhr in Birsfelden (Hauptstrasse).

Samstagmorgen in Pratteln: Dr Butz chunnt

Zuvor heisst es am Samstagmorgen in Pratteln «Dr Butz fahrt us». Mit von der Partie bei diesem Heischebrauch: Dr. Eisenbart, dr Tännlimaa, dr Schnäggehüüsler, dr Kärtlimaa, dr Fuermaa, dr Chüefer, dr Tell und s Eierwybli.

Getanzt wird um etwa 11 Uhr auf dem Schmittiplatz.

Fasnachtsumzüge am Sonntagnachmittag

Am Sonntag kommt es in Pratteln (ab 14 Uhr), Liestal (ab 13.45 Uhr) und Sissach (ab 14 Uhr) ebenfalls zu grösseren Umzügen. Hier eine Reminiszenz an den Umzug in Sissach 2013.

Am Sonntagabend: Feuer und Flammen in Biel-Benken, Liestal, Muttenz und Pratteln

Der Chienbäse-Umzug in Liestal (Beginn 19.15 Uhr) ist quasi weltberühmt. Entsprechend gross ist jeweils das Gedränge im engen Stedtli – dies bei hohen Temperaturen. Unser Gewährsmann im Baselbieter Kantonshauptort rät daher allen Herren der Schöpfung, die dem Durchzug der Fackelträger und Feuerwagen zuschauen wollen, sich vorher gut zu rasieren oder dann den Bart wiederholt zu wässern. Besser shave than sorry, gäll.

Verglichen mit dem Liestaler Chienbäse ist die Verbrennung des «Schneemaa» in Pratteln ein Geheimtipp. Neben dem «Schneemaa» (im Video ab Minute 4 in Flammen), der um 19.30 Uhr mit einem Fackelumzug zum «Brandplatz» beim Grossmatt-Schulhaus begleitet wird, brennen in Pratteln am Sonntagabend auch wieder Fasnachtsfeuer (19 Uhr beim Mayenfels), nachdem dieser Brauch vor ein paar Jahren fast erloschen wäre.

Am Ziggi Zaggi im Nachbardorf Muttenz lodern ebenfalls Flammen. Um 18.45 Uhr heisst es Abmarsch beim Fasnachtsfeuer bei der Mittleren Ruine auf dem Wartenberg, wobei unterwegs wiederholt im Chor «Ziggi Zaggi» gerufen wird. Um 19.30 Uhr zieht der Fackelzug, verstärkt durch kleine Lampionträgerinnen und -träger ab Burggasse durch die Hauptstrasse.

In Biel-Benken pflegt man mit dem Reedlischigge einen ganz speziellen Brauch. Dabei gilt es, mithilfe eines Haselsteckens und einer Abschlagbank glühende Holzrädchen in den Nachthimmel zu schiessen.

Zum Reedlischigge trifft man sich ab 19 Uhr beim Fasnachtsfeuer auf dem Oberen Acher (Biel) oder ob den Reben (Benken) mit abschliessenden Fackelzug (21.45 Uhr).

Donnerstagabend: ein feuriger Fasnachtsabschied

Wenn am Donnerstag in der Stadt das Fasnachtsspektakel bereits Geschichte ist, verlängert man in Biel-Benken und in Sissach die Fasnacht noch ein bisschen.

In Biel-Benken wird am Donnerstagabend ein «Straumaa» verbrannt, eine Stoffpuppe, welche mit Stroh und einigen Knallkörpern gestopft und an einem Holzkreuz festgebunden wird. Um 19 Uhr wird der «Straumaa» unter ohrenbetäubendem Lärm von Glocken und Hörnern von der ehemaligen Post durchs Dorf geleitet und auf der Fraumatten (vis-à-vis Feuerwehrmagazin!) verbrannt.

In Sissach wird am selben Abend um 19.30 Uhr unter den Trauerklängen der vereinigten Guggenmusiken (Papiernastücher nicht vergessen!) das Chluri durch die Begegnungszone zur Allmend geleitet und dort nach einer nicht enden wollenden, nur absoluten Insidern verständlichen Leichenrede angezündet, sodass zu guter Letzt auch die normalsterblichen Zuschauerinnen und Zuschauer doch noch erleuchtet werden.

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