Auf ein Gläschen bei den Mainzelmännchen

In Mainz wurde immerhin der Buchdruck erfunden. Und guten Wein gibts auch.

Man muss die Mainzelmännchen nicht mögen. Aber den Wein ihrer Heimat sollte man probieren.

(Bild: Lucas Huber)

Ein Wochenende in Mainz? Warum nicht. Immerhin wurde hier der Buchdruck erfunden. Und guten Wein gibts auch.

Wir brachten alle zum Lachen, meine Frau und ich. Als wären wir Narren. Es sei doch noch gar nicht Karneval, wurde gespottet, warum also in aller Welt nach Mainz? 

Warum nicht, antworteten wir – und zogen los. Gut 330 Kilometer rheinabwärts liegt sie, die Hauptstadt von Rheinland-Pfalz, am selben Fluss wie Basel, nur ist der Rhein hier bedeutend breiter. Auf der anderen Seite liegt Wiesbaden, die Hauptstadt Hessens.

In ihrem rauen «Rhoihessisch», in dem aus «fünfzig» «fuffz’sch» und aus «Guten Morgen» «Gudde Mosche» (mit Betonung auf dem «Sch») wird, sprechen die «Meenzer» über Wiesbaden von der «äbsch Seit», der miesen Seite. Es ist eine Hassliebe, wie sie der Basler zum Zürcher pflegt und umgekehrt. Von hier kommen die Mainzelmännchen, die krächzenden Gnome aus dem ZDF, und seit Kurzem heisst die Strassenbahn Mainzelbahn.

Drei Autostunden führen uns nach Mainz, die Fahrt durchs Elsass und die Pfalz ist eine landschaftliche Erfahrung und dank frühmorgendlichen Aufbruchs praktisch verkehrsfrei. Im Stadtzentrum angekommen, schlendern wir über den wuselnden Wochenmarkt. Der neun Meter hohe Fastnachtsbrunnen sorgt für Staunen.

Nachmittags lassen wir uns von zwei blonden Studentinnen auf Segways durch die Gassen lotsen, vom Dom durch Altstadt und Regierungsviertel, entlang des Rheins und vorbei am Gutenberg-Museum, wo dem Erfinder des Buchdrucks gehuldigt wird. Sympathischer lässt sich eine Stadt kaum erkunden.

Mainz liegt in Rheinhessen, dem grössten Weinanbaugebiet Deutschlands. Wer dem Rebensaft frönt, der fühlt sich hier wie im Himmel. Besonders die Rieslinge geniessen einen hervorragenden Ruf. Kaum ein Hang, an dem sich keine Reben drängen. Dass die Leute hier von Bergen reden, wenn sie Hügel sagen und kleine Erhebungen meinen – denn die Region ist fast flach wie Holland –, sorgt für Erheiterung beim Schweizer mit Bündner Wurzeln. 

Die Herzlichkeit «Rhoihessens»

Einer dieser Erhebungen ist der «Knopf», 15 Minuten ausserhalb von Mainz. An seinem Fuss liegt der Weiler «Wahlheimer Hof» inmitten herbstlich gefärbter Reben. Hier liegt das Weingut Klostermühlenhof, wo die Weine nach den Kindern des Winzers benannt sind. Zweimal im Jahr steigt hier ein Hoffest mit Live-Musik, Handwerkermarkt, Weinprobe und der typischen Herzlichkeit «Rhoihessens».

Der berühmte Mainzer Karneval, bekannt selbst hierzulande wegen der Fernsehsendung «Mainz wie es singt und lacht», findet zwar erst statt, wenn auch hier Fasnacht ist. Man nennt ihn «Fassenacht», und Guggen sind auch in «Meenz» bekannt. Auf eine trafen wir sogar, samstagmorgens und im Schatten des Doms. Die Kostüme sind gar närrisch – doch der Sound erinnert an daheim.

  • Anschauen: Im Gutenberg-Museum liegt das älteste gedruckte Buch der Welt.
  • Anbeissen: Das «Citrus» serviert einen köstlichen Sonntags-Brunch – abends rustikaler Barbetrieb. 
  • Anstossen: Das Weingut Klostermühlenhof kredenzt typische Weine aus Rheinhessen, Weinproben auf Anfrage.
  • Aufsteigen: Sympathisch geführte Segway-Stadtführungen gibts etwa bei segway-citytour.de.

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