Aufgerüstet – warum heisst Zenit eigentlich wie es heisst?

Einen klingenden Namen trägt der Gegner des FC Basel heute im Europacup. 1925 gegründet unter dem Namen Stalinez und 1940 umbenannt in Zenit Leningrad erhielt der Club mit der Rückbenennung der Stadt 1991 seinen heutigen Namen. Aber wie kam es zur Bezeichnung Zenit? Einen klingenden Namen trägt der Gegner des FC Basel heute im Europacup. […]

Das Vereinswappen von Zenit St. Petersburg.

Einen klingenden Namen trägt der Gegner des FC Basel heute im Europacup. 1925 gegründet unter dem Namen Stalinez und 1940 umbenannt in Zenit Leningrad erhielt der Club mit der Rückbenennung der Stadt 1991 seinen heutigen Namen. Aber wie kam es zur Bezeichnung Zenit?

Einen klingenden Namen trägt der Gegner des FC Basel heute im Europacup. 1925 gegründet unter dem Namen Stalinez und 1940 umbenannt in Zenit Leningrad erhielt der Club mit der Rückbenennung der Stadt 1991 seinen heutigen Namen. Aber wie kam es zur Bezeichnung Zenit?

Dazu ein Blick weit zurück: In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts konkurrierten der kommunistische Jugendverband Komsomol, die Gewerkschaften und die Militärorganisation Vsevobuč um die Kontrolle des Sports. 1920 wurde ein Oberster Rat für Körperkultur eingerichtet und 1930 dann im Zeichen einer weiteren Zentralisierung als oberste staatliche Sportbehörde der All-Unionsrat für Körperkultur geschaffen. Die bürgerlichen Sportvereine wurden Mitte der 20er Jahre verboten und sowjetisiert. Der Sport wurde an Fabriken, Gewerkschaften, Armee und Polizei angebunden.

Seit 1936: Zenit

1923 entstand Dinamo (Geheimdienst und Polizei), 1928 CSKA (Armee), 1935 Spartak (Handel, Leichtindustrie, Dienstleistungen), 1936 Lokomotiv (Eisenbahnwesen) und etliche mehr. Und 1936 eben Zenit, in der die Arbeiter aus den Munitionsfabriken zur Leibesertüchtigung ihren Platz fanden. Aus diesen Gesellschaften gingen in den 30er und 40er Jahren auch die ersten Sportschulen hervor zur systematischen Erfassung von Talenten.

Obwohl Zenit also aus dem für das System wichtigen Bereich der Rüstungsindustrie entstand und von 1938 an in der höchsten sowjetischen Liga spielte, führte es im Fussball bis 1991 ein Schattendasein. Ein Meistertitel datiert aus dem dem Jahr 1984, ansonsten wurde der Fussball in der UdSSR von einem ukrainischen Club dominiert: Dynamo Kiew, Rekordmeister mit 13 Titeln vor Spartak Moskau (12), Dynamo Moskau (11) und CSKA Moskau (7).

Andere Sportgrössen

Aus St. Petersburg, mit fünf Millionen Einwohnern Russlands zweitgrösste und Europas viertgrösste Stadt, gingen andere Sportgrössen hervor, der vierfache Schwimm-Olympiasieger (zuletzt 1988) Wladimir Salnikow etwa, der Handball-Olympiasieger (1976) Anatoli Fedyukin, die Kugelstoss-Weltrekordhalterin (1956) Anatoli Fedyukin oder die Kunstturn-Olympiasiegerin (1980) Jelena Wiktorowna Dawydowa. Sie alle wurden im Sportsystem von Zenit gross.

Seit 1992 ist Spartak der erfolgreichste Fussballverein mit 9 Titeln vor CSKA (3) und Zenit St. Petersburg, der dem ersten Titel 2007 in der russischen Premier Liga 2010 und 2012 zwei weitere folgen liess. Dank des immensen Geldes, dass der Energieriese Gazprom aus seiner Pipeline seit der Übernahme von Zenit 2005 in den Club pumpt. Es wäre vielleicht wieder mal an der Zeit für eine Namensänderung.

Wer Geschichte und Zusammenhänge von Sport und Institutionen in Osteuropa noch vertiefter ergründen will, dem sie eine hier zitierte Arbeit von Professor Christian Koller (Bangor University, Uni Zürich) ans Herz gelegt. Anderen Vereinsnamen und ihrer Herkunft auf die Spur kommt man auf dieser Übersicht bei Wikipedia.

Und wem das alles zu viel Geschichtsschmus ist, dem ist hier zur Unterhaltung ein Lied anempfohlen, das die nach ihrer Stadt benannte Ska-Band Leningrad für ihren Fussballclub gesungen hat:

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