Der neue britische Aussenminister Boris Johnson hat vor der UNO seinen Plan für eine aktivere weltpolitische Rolle Grossbritanniens bekräftigt. Der Brexit sei keinesfalls mit Isolationismus gleichzusetzen, sagte Johnson am Freitag (Ortszeit) bei seinem Antrittsbesuch.
«Der Brexit bedeutet, dass wir noch mehr nach aussen schauen werden, noch energetischer, enthusiastischer und der Welt verpflichtet sein werden», sagte Johnson im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York vor Journalisten. Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, mit dem Johnson in New York zusammentraf, habe um diese aktivere Rolle Grossbritanniens gebeten. Das gelte auch für Europa.
«Wenn man es breiter versteht, geht es nicht darum, dass Grossbritannien Europa verlässt. Wir werden uns verpflichteter fühlen als zuvor, wenn es um Zusammenarbeit, Teilhabe und Unterstützung für andere europäische Länder geht.»
Die Stimmung gegenüber dem britischen Austritt aus der Europäischen Union habe sich in den vergangenen Wochen gewandelt. «Die Menschen beginnen, das zu verstehen, und die neuen Möglichkeiten darin zu sehen. Viele Gespräche mit Kollegen in den letzten Wochen haben mich ermuntert.»
Anlässlich seines Antrittsbesuchs bei der UNO stimmte Johnson als Vertreter seines Landes im Sicherheitsrat für eine Resolution, die sich mit der Vernichtung der chemischen Waffen in Libyen beschäftigt. «Ich hatte gerade das Privileg, im UNO-Sicherheitsrat abzustimmen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das in meinem Leben einmal machen dürfen würde», sagte er danach vor den Medien.
Irland und Nordirland wollen offene Grenzen
Die Republik Irland und die britische Provinz Nordirland wollen auch nach dem Ausscheiden Grossbritanniens aus der Europäischen Union ihre Grenze offen halten.
«Es gibt moderne Mittel, um starre Grenzen zu vermeiden», sagte der irische Ministerpräsident Enda Kenny nach einem Treffen des britisch-irischen Rats im walisischen Cardiff am Freitag, bei dem die Folgen des Brexit-Votums besprochen wurden. «Weder der Norden, noch der Süden werden starre Grenzen akzeptieren.»
Für Irland sei wichtig, dass Grossbritannien weiter prosperiere und «möglichst enge Verbindungen zur EU» bewahre, sagte Kenny. Dies bedeute, dass das Land weiter Zugang zum gemeinsamen Binnenmarkt behält.
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten sei er zuversichtlich, dass die bisherige Regelung zur Reisefreiheit beibehalten werden könne. Auch die nordirische Regierungschefin Arlene Foster äusserte die Erwartung, dass die Grenze auch nach dem Brexit offen bleibe.