Im House of Switzerland in Rio de Janeiro gibt es am Sonntag hohen Besuch. FIFA-Präsident Sepp Blatter ist da und plaudert im kleinen Kreis mit Journalisten über die WM.
Noch sechs Tage, noch vier Spiele, dann ist bekannt, wer Weltmeister ist. FIFA-Präsident Sepp Blatter kann dem Ende der WM in Brasilien schon jetzt gelassen entgegen sehen. «Es ist gefährlich, bereits Bilanz zu ziehen, denn es fehlen noch vier Spiele.» Doch nach 60 von 64 Partien weiss er: Die WM ist ein grosser Erfolg. «Der Fussball hat sich entwickelt. Es gibt keine Kleinen mehr. Schauen Sie nur mal den Achtelfinal zwischen Deutschland und Algerien. Die Deutschen mussten ganz schön leiden.» Deshalb kommt Blatter zum Schluss: «Diese WM ist: aussergewöhnlich, spannend, Entertainment.»
Es ist Sonntag nach den Viertelfinals und Blatter nimmt sich Zeit für einen Zwischenhalt in der Heimat. Das stimmt so zwar nicht ganz, denn der Walliser ist immer noch in Brasilien, in Rio de Janeiro. Aber er besucht an diesem Abend das «House of Switzerland». Der FIFA-Präsident trifft sich mit ein paar Journalisten zum Apéro, um über die WM zu plaudern. Es gibt Weisswein und Raclette, wie zuhause in Visp.
Blatter fühlt sich nicht nur wegen dem Walliser Ambiente wohl. Denn in Brasilien lief es für ihn und die FIFA von Anfang an ziemlich gut. Befürchtet hatten sie Demonstrationen. Doch die blieben aus. Je länger desto mehr. «Die Begründung heisst Fussball, heisst WM. Kein Event ist so populär wie die WM, vor allem in einem Fussball-Land wie Brasilien.» Es sei wichtig gewesen, dass Brasilien das Eröffnungsspiel gewonnen habe, so Blatter. Ein erfolgreicher Gastgeber tut einem Turnier immer gut. Auf die WM in Brasilien traf dies in besonderem Masse zu. «Der erste Sieg Brasiliens hat dem ganzen Turnier einen Ruck gegeben.»
Dass dabei – beim 3:1 gegen Kroatien – die Gastgeber von einem umstrittenen Penalty profitierten, benutzt Blatter als Vorlage für das nächste Thema: «Die Schiedsrichter sind bis jetzt gut bis sehr gut», urteilte der FIFA-Präsident. Blatter gibt zwar zu, dass «nicht alles das Gelbe vom Ei» gewesen sei, doch was ihn mehr stört als die Fehler der Schiedsrichter, ist die ständige Kritik der Experten. «Urs Meier war einmal ein ausgezeichneter Schiedsrichter. Aber jetzt am Fernsehen kritisieren, das ist zu einfach. Ich mag Leute nicht, die vom Fussball leben, aber auf ihm herum treten.»
Um die Schiedsrichter in Zukunft stärker aus der Kritik zu halten, bekräftigt Blatter, was er vor rund zwei Wochen bereits gesagt hat. «Ich versuche, den Challenge, wie es ihn im Tennis gibt, auch in den Fussball zu bringen.» Neuerungen durchzubringen, ist im Fussball nicht so einfach, doch Blatter ist überzeugt, dass sich die Hilfe der Technik früher oder später durchsetzt. «Die Torlinien-Technologie oder auch der Spray beim Freistoss wurden am Anfang auch belächelt. Jetzt sind sie eine grosse Hilfe und ein grosser Erfolg.» Ein grosser Erfolg – wie die ganze WM.