Mit einer Messe im Dom ist in Turin am Sonntag offiziell die Ausstellung des Grabtuches eröffnet worden. Erstmals seit fünf Jahren wird das Leinen mit dem Antlitz eines Gekreuzigten öffentlich gezeigt.
Viele Katholiken verehren das Leinen als Grabtuch Christi. Bis zum 24. Juni wird das gut vier mal ein Meter grosse Leinentuch – eine der bedeutendsten Reliquien der Christenheit – in der Kathedrale der piemontesischen Hauptstadt zu bestaunen sein. Rund eine Millionen Besucher haben sich bisher angemeldet, um das Grabtuch zu sehen.
Die Messe mit Hunderten Gläubigen wurde vom Erzbischof von Turin, Cesare Nosiglia, zelebriert. Er hob die Verehrungswürdigkeit des Grabtuchs als Zeichen für die Schmerzen Christi am Kreuz hervor.
Auch Papst Franziskus wird das berühmte Stück Stoff persönlich sehen. Der Argentinier wird am 21. Juni in der norditalienischen Stadt erwartet. Anlass der Ausstellung in diesem Jahr ist der 200. Geburtstag des Jugendseelsorgers und Ordensgründers Don Bosco (1815-1888).
Auf dem Grabtuch sind als Negativabdruck Antlitz und Umrisse eines gekreuzigten Mannes mittleren Alters zu sehen. Sein Körper weist zudem Verletzungen auf, die der in der Bibel beschriebenen Geisselung Jesu, der Dornenkrönung und dem Lanzenstich entsprechen. Seit 1578 wird das 4,37 Meter lange und 1,11 Meter breite Leinen in Turin aufbewahrt.
Ursprung liegt im Dunkeln
Der Ursprung des Grabtuches liegt im Dunkeln. Einige Wissenschafter nehmen an, dass es sich bis zur Plünderung durch die Kreuzfahrer 1204 in Konstantinopel befand. Durch einen Kreuzritter könnte das Leinen nach Frankreich gelangt sein, wo es in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert erstmals erwähnt wird.
Über das Alter des Grabtuches streiten sich die Fachleute nach wie vor. Eine Radiokarbonuntersuchung, die 1988 von Wissenschaftern dreier Universitäten durchgeführt wurde, ergab, dass das Tuch mit grosser Wahrscheinlichkeit zwischen 1260 und 1390 entstanden ist.
Andere Forscher bezweifeln diese Datierung und verweisen auf spätere Verunreinigungen des Leinens bzw. auf Reparaturen, die das Ergebnis verfälscht haben könnten. Die katholische Kirche hat zu Alter und Echtheit des Tuches bisher nicht offiziell Stellung genommen.