Ausstellung zum 20. Todestag des Journalisten Niklaus Meienberg

«Warum Meienberg? Pourquoi Meienberg?» heisst eine Ausstellung in St. Gallen zum 20. Todestag des Journalisten Niklaus Meienberg (1940-1993). Im Vordergrund stehen die Texte Meienbergs, der zu den polarisierendsten und einflussreichsten Schweizer Intellektuellen zählte.

Niklaus Meienberg, St. Galler Journalist und Autor (Bild von 1983) (Bild: sda)

«Warum Meienberg? Pourquoi Meienberg?» heisst eine Ausstellung in St. Gallen zum 20. Todestag des Journalisten Niklaus Meienberg (1940-1993). Im Vordergrund stehen die Texte Meienbergs, der zu den polarisierendsten und einflussreichsten Schweizer Intellektuellen zählte.

Die Ausstellung im Kulturraum am Klosterplatz widerspiegelt Werk und Leben des streitbaren Journalisten, Schriftstellers und Historikers. Nach «Aufenthalt in St. Gallen (670 m ü. M.)» folgen Berichte aus dem wilden Paris der 1968er und Meienbergs Reportagen und freche Glossen über die Schweiz.

«Seine scharfsinnigen, wortgewaltigen, oft polemischen, oft sehr feinfühligen und leichten, vielfach ironischen Texte lösten stets Diskussionen aus», schreiben die Ausstellungsmacher. Zu erleben in Text, Bild und Ton sind auch Quellen und Zeugnisse aus Meienbergs Zeit.

Für Wirbel sorgte 1990 die Verleihung des Kulturpreises der Stadt St. Gallen an Meienberg und das demonstrative Fernbleiben des gesamten Regierungsrats. Auch der heutige Stadtpräsident Thomas Scheitlin, damals noch Gemeinderat, kritisierte in einem jetzt gezeigten Brief die Preisverleihung und nahm nicht teil.

Historische Reportagen

Zeitgeschichte schrieb Meienberg mit seinen historischen Reportagen über den St. Galler Landesverräter Ernst S., seinem Buch über den Neuenburger Maurice Bavaud, der 1938 Hitler zu töten versucht hatte und dafür hingerichtet wurde, und einer Familiensaga über General Ulrich Wille und dessen Clan.

Diese Werke hätten auch nach der Debatte zur Schweizer Vergangenheit in den 1990er Jahren und nach den Arbeiten der Bergier-Kommission nichts an Bedeutung verloren, heisst es. Meienberg habe sich als einer der ersten ernsthaft um eine Geschichtsperspektive «von unten» und um mündliche Quellen bemüht.

Als Meienberg 1993 – nach einem verzweifelten Versuch, den Golfkrieg zu stoppen, einem nächtlichen Überfall, einem Motorradunfall und einer Depression – den Tod suchte, wurde darüber auf den Frontseiten berichtet und an den Stammtischen diskutiert.

Einladung zur Lektüre

Die Ausstellung 20 Jahre danach will aber nicht die Person in den Mittelpunkt stellen, sondern eine Einladung zur Lektüre sein, wie der Journalist und Historiker Stefan Keller bei der Präsentation sagte. Es solle nach der Relevanz und Dringlichkeit des Autors gefragt werden.

«Warum Meienberg? Pourquoi Meienberg?» dauert bis zum 29. September. Begleitend findet eine Gesprächsreihe mit Peter Bichsel, Peter Meienberg (Bruder), Biografin Marianne Fehr, alt Bundesrätin Ruth Dreifuss, Roger de Weck, Paul Rechsteiner, Dorothee Elmiger, Peter Weber und anderen statt. Regisseur Richard Dindo führt zu den Örtlichkeiten des Films «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.».

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