Die sterblichen Überreste des vor 132 Jahren hingerichteten australischen Gangsters Ned Kelly sollen nun seiner Familie übergeben werden. Die Regierung des Bundesstaates Victoria teilte am Donnerstag mit, sie habe den Nachfahren Kellys eine Exhumierung genehmigt.
Damit könne Kelly im Kreis seiner Verwandten beerdigt werden. Während einige Kelly als kaltblütigen Mörder betrachten, bewundern viele Australier ihn auch für seinen Widerstand gegen die britischen Behörden. Er starb 1880 im Alter von 25 Jahren am Galgen.
„Die Familie wird jetzt Vorbereitungen für Neds Beerdigung treffen“, sagte Ellen Hollow, die Urenkelin von Kellys Schwester Kate. Der Kopf des Gangsters wurde allerdings bis heute nicht gefunden. „Wir rufen den Besitzer des Schädels dazu auf, ihn zurückzugeben“ sagte Hollow.
Die Leiche Kellys – ohne seinen Kopf – war im vergangenen Jahr anhand eines DNA-Abgleichs mit einem seiner Nachkommen identifiziert worden. Archäologen hatten zwei Jahre zuvor in einem Massengrab auf dem Gelände eines ehemaligen Gefängnisses die Gebeine des irischstämmigen Rebellen geborgen.
Vielbesungener Räuber
Der Immobilienentwickler, auf dessen Gelände die Knochen gefunden worden waren, muss diese nun nach der Entscheidung über die Exhumierung an Kellys Familie übergeben. Ursprünglich hatte er ein Museum mit den Überresten eröffnen wollen.
Kelly hatte drei Polizisten getötet. Dennoch gilt er vielen als eine Art australischer Robin Hood. Der Legende nach soll er unter anderem bei einem Banküberfall penibel darauf geachtet haben, dass alle Kreditunterlagen verbrannt wurden.
Über ihn und seine Bande gibt es mehr Bücher und Filme als über jede andere historische Figur in Australien. Unter anderem Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger und der verstorbene US-Schauspieler Heath Ledger verkörperten Kelly in zwei Verfilmungen.
Hingerichtet wurde Kelly 1880, nachdem er jahrelang auf der Flucht vor dem Gesetz war. Bei seiner Festnahme wurden drei seiner Komplizen erschossen, Kelly überlebte dank einer selbstgeschmiedeten Rüstung aus Pflugscharen. Seine letzten Worte auf dem Weg zum Galgen sollen „So ist das Leben“ gewesen sein.