Eine Neueröffnung, allerlei Altbekanntes und eine Traditionsbeiz, wo man sich zur Verständigung anbrüllen muss, waren dieser Tage Restaurants, die unserem neuesten Test standhalten mussten.
Basel hat die Kaffeehauskultur neu entdeckt und das ist sehr erfreulich. Nett zum Espresso, Cappuccino oder Macchiato und einer Zeitungslektüre verweilen ist seit einigen Jahren mehr und mehr auch in den Quartieren möglich. Es gibt viele ansprechende Orte, das Lo Baca an der Ahornstrasse gehört nicht unbedingt dazu. Es ist eher zweckmässig eingerichtet, und die angepriesene Lounge suchen wir vergebens, oder ist die kleine Sitzgruppe in der Ecke gemeint? Egal, im Lo Baca wird man aufs Herzlichste empfangen, der Kaffee ist ausgezeichnet und die Auswahl an Tageszeitungen und Magazinen vielfältig und aktuell.
Bodega am Barfi: Auf die Frage, was sie als Baslerin im Ausland am meisten vermisse, antwortete eine Auswanderin vor einigen Wochen in der TaWo, das Restaurant Bodega, wo sich alle über die Tische hinweg anbrüllen. Wenn ich mal nachts vom Essen träume, dann vom Luganer Schnitzel der Bodega. Bei meinem Besuch vor Wochenfrist war das Luganer Schnitzel nicht auf der Karte. Ich bekam es auf Anfrage trotzdem serviert. Die Bodega muss man einfach lieben. Der hohe Brüllpegel gehört dazu.
Casanova, Spalenvorstadt: Wer das Lokal kennt, reibt sich verwundert die Augen. Da erinnert nichts mehr an das ehemalige indische Restaurant mit leicht verstaubtem Interieur. Man hat grosse Lust dem Innenarchitekten auf die Schulter zu klopfen. Bravo. Alles stimmig und schön. Kellner Salvatore versucht Ordnung in einen chaotischen Samstagmittag zu bringen. «Heute schlechter Tag», entschuldigt er sich und schiebt ein Tütchen Amaretti über den Tresen. Wir haben’s kaum gemerkt. Vitello Tonnato und Penne Casanova bringen uns ins Schwärmen. Einziges Minus: Eine schlecht gelaunte Mitarbeiterin schlurft durchs italienische Ambiente und versucht anhaltend aber erfolglos die gute Stimmung im Team zu vermiesen.
Unternehmen Mitte, Gerbergasse: Der einzige Ort, wo es nicht nervt, dass mindestens gefühlte drei Viertel der Gäste vor einem aufgeklappten Laptop sitzen. Alle sind cool und kreativ. Dies ist der Ort, den ich persönlich in meiner südfranzösischen Wahlheimat am meisten vermisse. In der Mitte fühle ich mich wie zuhause – alleine unter vielen Leuten, wenn man das will. Andernfalls trifft man garantiert irgend jemanden zum schwatzen. In der Mitte kann man locker den freien Vormittag ohne schlechtes Gewissen absitzen und hinter der Kaffeetasse versteckt an nichts denken.
Restaurant Asica, Hegenheimerstrasse: Afrikanisch-asiatische Küche, schwierig, sich darunter Genaueres vorzustellen. Man sagt, das Lokal habe eine nicht so einfache Übergabe hinter sich. Gastgeberin Emma und ihre Service-Angestellten geben ihr Bestes. Wir sind hunderprozentig positiv überrascht. Ausgezeichnete Vorspeisenplatte, frisch und lecker. Das gelbe vegetarische Curry ist Anlass genug, den Abend im Asica bald zu wiederholen. Das Lokal ist sehr gut besetzt, was wohl nicht nur an der Spezialität des Hauses liegt: Eine Flasche mit in Rhum eingelegten Früchten für jeden Tisch zum Dessert. Am Nachbartisch wird’s fröhlich, sie schafften den Liter in knapp 30 Minuten.