Auswahl berühmter Dopingfälle in der olympischen Geschichte

Kurz vor den Sommerspielen in Rio ist die Doping-Problematik in aller Munde. Nachfolgend eine nicht abschliessende Aufzählung von Dopingfällen, welche die Olympia-Geschichte geprägt haben.

Kurz vor den Sommerspielen in Rio ist die Doping-Problematik in aller Munde. Nachfolgend eine nicht abschliessende Aufzählung von Dopingfällen, welche die Olympia-Geschichte geprägt haben.

1960: Der dänische Velofahrer Knud Enemark Jensen stirbt wenige Stunden nach seinem Sturz im olympischen 100-km-Mannschaftszeitfahren in Rom. Untersuchungen ergaben, dass er eine massive Dosis an verschiedenen Amphetaminen zu sich genommen hat. Jensens Tod führt dazu, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine medizinische Kommission ins Leben ruft und eine Liste verbotener Produkte erlässt.

1968: An den Olympischen Spielen in Grenoble und Mexiko-City werden erstmals Dopingkontrollen durchgeführt. Der erste überführte Athlet ist Hans-Gunnar Liljenwall. Beim Modernen Fünfkämpfer aus Schweden wird Alkohol im Blut festgestellt. Liljenwall soll vor dem Pistolenschiessen zwei Bier getrunken haben, um seine Nerven zu beruhigen. Die schwedische Mannschaft muss ihre Bronzemedaille zurückgeben. In späteren Jahren werden Athleten mit weitaus wirksameren Mitteln versuchen, Einfluss auf ihre Leistung und den Medaillenspiegel zu nehmen.

1988: Die Sommerspiele in Seoul werden durch den Anabolika-Skandal um Ben Johnson erschüttert. Der Kanadier gewinnt in Südkorea über 100 Meter in der Weltrekordzeit von 9,79 Sekunden vor dem US-Star Carl Lewis. Johnson wird jedoch der Gebrauch von Stanozolol nachgewiesen, Lewis erbt Gold. Es handelt sich um den ersten grossen Dopingskandal an Olympischen Spielen. Nie zuvor war ein solch prominenter Sportler nach einem Sieg wegen Dopings disqualifiziert worden. Mit Johnson rückte das Thema in einer bis dahin nicht gekannten Dimension in das öffentliche Bewusstsein.

2000: Dem amerikanischen Kugelstösser C.J. Hunter wird nach gleich vier positiven Tests – jeweils auf das anabole Steroid Nandrolon – die Teilnahme in Sydney untersagt. Dies hindert seine damalige Frau Marion Jones nicht daran, in Australien fünf Medaillen zu gewinnen, drei davon in Gold. Sieben Jahre später jedoch, von der amerikanischen Justiz in die Enge getrieben, gesteht die US-Sprinterin, dass sie vom kalifornischen Balco-Labor hergestellte Doping-Produkte zu sich genommen habe. Das IOC erkannt Jones daraufhin alle Medaillen ab, obwohl sie in ihrer Karriere nie positiv getestet worden ist. 2008 muss Jones wegen Meineids für sechs Monate ins Gefängnis.

2002: Unter der Leitung seines neuen Präsidenten, Jacques Rogge, intensiviert das IOC seine Anti-Doping-Politik. Anlässlich der Winterspiele in Salt Lake City werden sieben Sportler positiv getestet – mehr als zuvor in den Jahren 1924 bis 1998 insgesamt. Bei drei Fällen in Salt Lake City handelt es sich um Goldmedaillengewinner im Langlauf. Den Russinnen Larissa Lasutina und Olga Danilowa sowie dem für Spanien startenden Deutschen Johann Mühlegg wird EPO-Blutdoping nachgewiesen.

2004: Die Olympischen Spiele in Athen sind die ersten unter dem Welt-Anti-Doping-Code. Die griechischen Sprinter Konstantinos Kenteris und Ekaterini Thanou gehen so weit, einen Motorradunfall zu simulieren, um einer Dopingkontrolle zu entkommen. Das Duo wird allerdings von den Heimspielen ausgeschlossen. Insgesamt werden in Athen 26 Dopingvergehen festgestellt – ein Rekord. Dabei nicht mitgezählt ist der Veloprofi Tyler Hamilton. Der Amerikaner gab im Mai 2011 nach seiner Dopingbeichte die in Athen gewonnene Zeitfahr-Goldmedaille zurück.

2006: In Zusammenarbeit zwischen der italienischen Polizei und dem IOC werden an den Winterspielen in Turin die dunklen Praktiken der österreichischen Langläufer und Biathleten zu Tage gefördert. Bei einer Razzia in deren Quartier in Pragelato wird ein umfangreiches Dopinglabor entdeckt. Unter anderem werden Apparate für Bluttests und Bluttransfusionen beschlagnahmt.

2008/2012: Mit zusätzlichen Analysen Monate und Jahre nach Ende der Spiele erfolgt ein weiterer, wichtiger Schritt in der Dopingbekämpfung. Die Entwicklung eines Tests zur Erkennung des verbotenen Blutdopingmittels Cera veranlasst das IOC, alle Blutproben von Peking nochmals zu überprüfen. Fünf Sportler werden dadurch im April 2009 erwischt, unter ihnen der 1500-m-Olympiasieger Rashid Ramzi aus Bahrain und der Italiener Davide Rebellin, Zweiter im olympischen Strassenrennen in Peking vor Fabian Cancellara. Bei weiteren Nachkontrollen 2016 werden insgesamt 98 Athleten positiv getestet (Stand Ende Juli).

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