Bei mehreren Anschlägen im Irak sind laut Polizeiangaben am Freitag mindestens 36 Menschen getötet worden. Die Sprengsätze detonierten auf Märkten in vor allem von Schiiten bewohnten Regionen des Landes. Im Norden protestierten Sunniten gegen die schiitisch dominierte Regierung.
Zwei Autobomben explodierten nach Angaben aus Sicherheitskreisen an einem beliebten Vogelmarkt im Bagdader Vorort Khadimija. Laut Polizei und Medizinern wurden bei den Detonationen mindestens 19 Menschen in den Tod gerissen. 42 weitere Passanten wurden verletzt.
In der Stadt Schomali in der ebenfalls von Schiiten dominierten Provinz Babil südlich von Bagdad explodierten zwei weitere Autobomben, davon eine ebenfalls auf einem Markt der Stadt. Dabei wurden laut den Behörden mindestens 14 Menschen getötet und 49 weitere verletzt. Unter den Opfern waren auch Frauen und Kinder.
In der schiitischen Pilgerstadt Kerbela kostete die Explosion einer Autobombe vor einem Regierungsgebäude drei Menschen das Leben, neun wurden verletzt, wie Sicherheitsbehörden und Augenzeugen berichteten.
Sunnitische Rebellen, darunter Al-Kaida im Irak, verüben regelmässig Anschläge auf mehrheitlich von Schiiten bewohnte Orte. In jüngster Vergangenheit wurden wiederholt Märkte als Anschlagsziele gewählt.
Freilassung politischer Gefangener gefordert
Unterdessen gingen in den nördlichen Städten Kirkuk, Samarra und Mossul sowie im westlichen Falludscha und in Bagdad Tausende Sunniten auf die Strasse, um gegen die von den Schiiten dominierte Regierung von Ministerpräsident Nuri Al-Maliki zu demonstrieren. Die Demonstranten forderten Reformen und die Freilassung politischer Gefangener.
Der einflussreiche schiitische Prediger Muktada al-Sadr verteidigte die Demonstranten gegen Vorwürfe, ihre Bewegung werde von Terroristen infiltriert. Er habe keine Angst davor, dass die Protestierenden sich von der sunnitischen Terrororganisation Al-Kaida vereinnahmen liessen, sagte er.
Vielmehr fürchte er Sektierertum. Al-Sadr spricht sich für einen Dialog zwischen der Regierung Al-Maliki und den Demonstranten aus.
Blutiger Machtkampf
Im Irak ist seit dem Abzug der US-Soldaten im Dezember 2011 ein Machtkampf zwischen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit und der sunnitischen Minderheit ausgebrochen. Dieser wird immer mehr mit blutiger Gewalt ausgetragen. Inzwischen gibt es fast täglich Anschläge.
Menschenrechtler werfen der Regierung „drakonische Massnahmen“ gegen Oppositionelle vor. Die Führung des Landes werde immer autoritärer, mache das Land aber nicht sicherer, resümierte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in ihrem Jahresbericht.
Im März jährt sich die US-geführte internationale Invasion in den Irak, die zum Sturz des damaligen sunnitischen Machthabers Saddam Husseins führte, zum zehnten Mal.