Die Autoverkäufe in der Europäischen Union sind im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1995 gesunken. Die Zahl der neu zugelassen Fahrzeuge ging um 8,2 Prozent auf rund 12,05 Millionen zurück, eine Besserung scheint nicht in Sicht.
Dies teilte der europäische Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mit. Der Dezember markierte mit einem Minus von 16,3 Prozent nicht nur den mit Abstand schlechtesten Monat im vergangenen Jahr. Seit 2008 hatte es zudem in keinem Dezember einen derart deutlichen Rückgang der Zulassungszahlen gegeben. Experten erwarten, dass die Talfahrt in diesem Jahr weitergeht.
Schuld am rückläufigen Absatz ist die Schuldenkrise. Besonders schlimm erwischte es im gesamten vergangenen Jahr die Automärkte in Südeuropa. Im drittgrössten europäischen Automarkt Italien brachen die Neuzulassungen 2012 um fast 20 Prozent auf 1,4 Millionen Fahrzeuge ein.
In Spanien lag das Minus bei 13,4 Prozent, in Portugal bei fast 38 Prozent. Den prozentual grössten Rückgang verzeichnete 2012 Griechenland mit 40 Prozent.
Dagegen war der deutsche Markt, der mit Abstand grösste in Europa, mit einem Rückgang von knapp 3 Prozent auf rund 3,08 Millionen Neuzulassungen noch vergleichsweise stabil.
Französische Autobauer arg gebeutelt
Der zweitgrösste EU-Automarkt Frankreich jedoch musste 2012 ein Minus von fast 14 Prozent auf rund 1,9 Millionen Fahrzeuge verkraften. Dies trifft vor allem die einheimischen Massenhersteller hart.
Denn PSA Peugeot Citroën und Renault sind von der Entwicklung in Frankreich und Westeuropa abhängig, weil sie im Gegensatz zu anderen Autobauern wie VW auf den boomenden Märkten in Übersee nur schwach vertreten sind.
Die französischen Autobauer haben daher teure Überkapazitäten, die sie nun abbauen müssen. Die Folge ist ein drastischer Stellenabbau. Am Dienstag hatte Renault bekanntgegeben, wegen der Absatzkrise 7500 Stellen in Frankreich zu streichen.
PSA hatte bereits im Sommer 2012 angekündigt, in Europa rund 8000 Stellen zu streichen und ein Werk in Frankreich zu schliessen. Auch Ford macht Fabriken dicht. Der angeschlagene deutsche Autobauer Opel will in seinem Werk Bochum die Autoproduktion 2016 beenden.
Opel als Verlierermarke
Opel gehört auch zu den grössten Jahres-Verlierern unter den Herstellern. Die Zahl der Neuzulassungen in der EU von Opel/Vauxhall ging im Gesamtjahr um fast 16 Prozent zurück. Einen Einbruch erlebten auch PSA mit einem Rückgang von 13 Prozent, Renault mit fast 19 Prozent und der ebenfalls angeschlagene italienische Autobauer Fiat mit 16 Prozent.
Grosser Gewinner war dagegen Europas Branchenführer Volkswagen. Beim VW-Konzern betrug das Jahresminus in der EU nur 1,6 Prozent – VW konnte seinen Marktanteil daher von 23 Prozent auf 24,7 Prozent ausbauen. Weltweit glich der Konzern das Minus in Westeuropa durch ein starkes Wachstum vor allem in China und den USA mehr als aus.
Zweite Gewinner waren die südkoreanischen Autobauer Hyundai und Kia, die deutlich dazugewannen – Hyundai legte um 9,4 Prozent, Kia um 14,1 Prozent zu. Die deutschen Oberklasse-Hersteller Daimler und BMW kamen glimpflich davon – Daimler verbuchte in der EU konzernweit ein Minus von 3 Prozent, BMW von knapp 2 Prozent. Beide sind aber in Übersee stark.