Der Autoverlad Lötschberg beschert der Betreiberin BLS rote Zahlen. Im laufenden Jahr erwartet sie einen Verlust von bis zu zwei Millionen Franken.
Bis Ende Juni wurden 38’000 Fahrzeuge weniger verladen als im ersten Halbjahr 2011, wie die Bahnunternehmung am Montag vor den Medien in Kandersteg bekanntgab. Die BLS führt den Rückgang von sechs Prozent auf den durch den schwachen Euro bedingten Rückgang im Tourismus zurück. Ausserdem gab es im Januar Unterbrüche bei den Zufahrtsstrassen.
Der Kosten- und Ertragsdruck werde sich in naher Zukunft noch verschärfen, sagte Urs Hochuli, der Leiter des BLS-Autoverlads. So drohten die Trassenpreise nächstes Jahr um bis zu 1,5 Millionen Franken zu steigen. Die BLS will mit dem Bundesamt für Verkehr über eine Preisreduktion verhandeln.
Die Bahn möchte zudem die internen Kosten senken. Das Grundangebot im Fahrplan soll zwar nicht tangiert werden, doch dürften bald weniger Zusatzzüge verkehren. An den Tarifen soll sich dagegen nichts ändern.
Nationalratsentscheid wirft Fragen auf
Unklar ist aus Sicht der BLS, welche Folgen eine Aufnahme des Autoverlads ins Nationalstrassennetz hätte. Der Nationalrat hat kürzlich den entsprechenden Beschluss gefasst.
Zieht der Ständerat nach, könnte der Verlad am Lötschberg für Autofahrer bald gratis sein. So sehen es jedenfalls manche Juristen. Die BLS hat erste Gedankenspiele angestellt, was auf den Lötschberg zukommen könnte.
Verdoppelung denkbar
Würden zehn Prozent aller Autofahrer und Zugpassagiere, die bislang auf anderem Weg ins Wallis gelangten, neu einen Gratis-Autoverlad am Lötschberg nutzen, könnte das zu einer Verdoppelung der transportierten Fahrzeuge führen. Heute sind es jährlich knapp 1,3 Millionen.
Zur Bewältigung eines solchen Ansturms bräuchte es massgebliche Verbesserungen in der Infrastruktur, betonten die BLS-Verantwortlichen. Sonst nähme man ein schlechteres Angebot und längere Wartezeiten in Kauf. Wer den Ausbau zählen würde, ist wieder eine andere Frage.
Unklar sei auch, in welcher Form der laufende Betrieb allenfalls subventioniert würde. Denkbar seien pauschale oder frequenzabhängige Lösungen. Generell sei die BLS aber bereit, sich für eine konstruktive Lösung zu engagieren, wobei Marktverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit gewährleistet sein müssten.