Der Schweizer Versicherungsmarktführer AXA Winterthur bekommt ab Anfang nächsten Jahres mit dem bisherigen Top-Manager für den Vertrieb Antimo Perretta einen neuen Chef. Im ersten Halbjahr hat die Tochter des französischen AXA-Konzerns trotz mehr Prämieneinnahmen weniger verdient.
Der 50-jährige Perretta, der am Freitag als neuer Unternehmenschef vorgestellt wurde, soll als interner Nachfolger von Philippe Egger (Jahrgang 1956) nach dem Willen der Pariser Konzernzentrale für Kontinuität sorgen. Egger, der 2004 das Schweizer Geschäft der Winterthur noch unter der Ägide der Credit Suisse übernommen hatte und 2007 Chef der nunmehr im französischen Besitz stehenden Gruppe wurde, geht in Pension.
Das Geschäftsvolumen der AXA Winterthur legte in den Monaten Januar bis Juni indessen um 6 Prozent auf 9,44 Mrd. Fr. zu. Dagegen sank der Betriebsgewinn leicht um 0,9 Prozent auf 411 Mio. Franken. Unter dem Strich verdiente der Versicherer 404 Mio. Franken. Das sind 5,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Die tiefen Zinsen für Obligationen haben am finanziellen Ertrag geknabbert.
Einen Sprung hingelegt hat der Schweizer Marktführer in der beruflichen Vorsorge, wo das Geschäftsvolumen um 10,1 Prozent auf 5,84 Mrd. Fr. anstieg. Der Versicherer hat einmal mehr im grossen Stil Vollversicherungen an Unternehmen verkauft, ein Modell der Vorsorge, wo die Anlagerisiken vom Versicherer getragen werden.
Tiefere Kosten im Schadengeschäft
90 Prozent der Kunden in der Berufsvorsorge wählten ein Modell mit umfassenden Garantien. Die übrigen Kunden wählten eine teilautonome Lösung, wo eine Firma die Risiken für ihre Mitarbeiter im Anlagegeschäft ganz oder teilweise trägt und auf die Anlagestrategie Einfluss nehmen kann.
Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei den Lebensversicherungen für Privatpersonen, wo das Volumen um 3,1 Prozent auf 626 Mio. Fr. zurückging. Kunden lassen vermehrt die Finger von den risikoreicheren fondsgebunden Lebensversicherungen. Dafür stehen laut AXA Winterthur kapitalgeschützte Vorsorgevehikel im Einzellebengeschäft weiter hoch im Kurs.
Die Schadensparte erhöhte die Prämieneinnahmen um 0,6 Prozent auf 2,98 Mrd. Franken. Der Versicherer hat die internen Kosten weiter gesenkt: Daher hat sich die Combined Ratio (Leistungen und interne Kosten gemessen an Prämieneinnahmen) trotz gestiegener Hagelschäden im Mai und im Juni um 0,2 Punkte auf 90,5 Prozent verbessert.
Gewinnrückgang im Konzern
Die Pariser Konzernmutter musste ebenfalls einen Gewinnrückgang hinnehmen, und zwar um 3 Prozent auf 2,47 Mrd. Euro. Die Hochwasserkatastrophe im Juni habe das Ergebnis der weltweit tätigen AXA-Gruppe mit 73 Mio. Euro belastet. Zudem hätten Absicherungsgeschäfte gegen die niedrigen Zinsen das Ergebnis mit 228 Mio. Euro beeinträchtigt.
Analysten hatten mit einem Überschuss in dieser Grössenordnung gerechnet. Bereinigt um Sondereffekte sei der Gewinn um ein Viertel auf 2,95 Mrd. Euro geklettert. Der Umsatz legte um 3 Prozent auf 50 Mrd. Euro zu.