Ein neugeborenes Baby ist in einem Berliner Spital an einer Blutvergiftung aufgrund einer Keiminfektion gestorben. Fünf Tage nach einer Operation starb das Neugeborene im Deutschen Herzzentrum an einer Infektion mit sogenannten Serratien-Keimen.
Der Säugling mit einem angeborenen Herzfehler war zunächst in der Virchow-Klinik der Berliner Charité, dem grössten Uniklinikum Deutschlands, behandelt worden. Danach wurde das Kind für eine Operation ins benachbarte Herzzentrum verlegt, wie der Leiter der Neonatologie der Charité, Christoph Bührer, am Samstag erklärte.
Wo sich der Säugling infiziert hat, war zunächst nicht gänzlich geklärt. An der Charité hatte es zuletzt sieben Erkrankungen mit dem Erreger gegeben. Bei weiteren 15 Kindern wurde der Keim gefunden, sie gerieten aber nicht in Gefahr. Die Uniklinik verhängte zunächst einen Aufnahmestopp an zwei ihrer fünf spezialisierten Stationen.
Ein Zusammenhang des Todesfalls mit Erkrankungen wegen des Erregers an der Charité sei wahrscheinlicher als andere Ursachen, sagte Bührer. „Wir suchen das Problem zunächst bei uns, und nicht bei anderen.“ Fünf Tage vor der Verlegung ins Herzzentrum war der Erreger bei einem letzten Test bei dem Säugling noch nicht gefunden worden.
Unter Quarantäne
Die am Virchow-Klinikum der Charité entdeckten Erreger gelten eigentlich als weniger gefährlich als die multiresistenten Keime, an denen in Bremen mindestens drei Frühchen gestorben waren. Die Serratien-Keime seien nicht multiresistent, hiess es. Sie seien aber offenbar gut übertragbar. Betroffene Säuglinge wurden daher unter Quarantäne gestellt.
Am 8. Oktober sei der Ausbruch festgestellt worden, weil bei zwei Kindern derselbe Keim in Blutkulturen nachgewiesen worden war, erklärte der Neonatologie-Chef. In der Neonatologie werden Frühgeborene und Neugeborene mit schweren Erkrankungen behandelt. „Die betroffenen Kinder wurden sofort antibiotisch behandelt“, sagte Bührer. Die Therapie habe auch sehr gut angeschlagen.
Schwierige Suche nach Erreger-Quelle
Bei der Suche nach der Quelle für den Ausbruch tappt die Charité noch im Dunkeln. Anfang Juli sei ein erster Fall aufgetreten, erklärte der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei. Ob ein Zusammenhang zu der Welle von Erkrankungen von Anfang Oktober besteht, soll eine weitere Untersuchung zeigen.
Serratien kommen in der Darmflora von Menschen, aber auch in der Umwelt vor. Für Frühgeborene und schwer kranke Säuglinge seien sie besonders gefährlich, hiess es. Die Charité arbeite daran, die Säuglinge der beiden betroffenen Stationen auf einer Station zusammenzulegen, damit die andere desinfiziert werden könne, erklärte Frei.
In Bremen waren seit dem vergangenen Jahr mehrere Frühchen an den Folgen von Infektionen mit multiresistenten Klebsiella-Bakterien erkrankt, drei starben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen fahrlässiger Tötung gegen den ehemaligen Chefarzt der Frühchenstation. Der Landtag setzte einen Untersuchungsausschuss ein.