Das Schweizer Fedcup-Team steht wie im letzten Jahr im Halbfinal. Timea Bacsinszky und Belinda Bencic gewinnen ihre beiden Einzel am Sonntag in Genf gegen Frankreich.
Den dritten und entscheidenden Punkt holte Belinda Bencic mit einem 6:3, 6:4-Erfolg gegen die überraschend nominierte Pauline Parmentier. Die Grundlage zum Sieg legte aber Timea Bacsinszky in einem Abnützungskampf auf sehr hohem Niveau gegen Kristina Mladenovic. Am Ende behielt die Weltnummer 16 gegen die formstarke Französin in 3:17 Stunden mit 7:6 (7:4), 4:6, 7:5 die Oberhand. Im Halbfinal ist das Schweizer Team, das im letzten Jahr in Luzern hauchdünn am späteren Sieger Tschechien scheiterte, am 22. und 23. April auswärts gegen Weissrussland klarer Favorit.
Mladenovic hatte am vergangenen Sonntag in St. Petersburg ihren ersten WTA-Titel gefeiert und am Samstag Belinda Bencic keine Chance gelassen. Auch Bacsinszky fand gegen den Aufschlag der 1,84 m grossen Nordfranzösin lange kein Mittel. Den ersten Satz entschied sie nach fast eineinviertel Stunden im Tiebreak für sich, im zweiten bedeutete der Serviceverlust zum 2:3 bereits die Entscheidung.
Der dritte Durchgang wurde zum veritablen Krimi. In einer aufgeheizten Atmosphäre vor 3000 Zuschauern in der Genfer Palexpo-Halle 7 büsste Bacsinszky ein erstes Break zum 3:1 postwendend wieder ein. Dann sorgte sie für einen kurzen Schreckmoment, als sie sich nach einem erlaufenen Stoppball das Knie verdrehte und sich kurz pflegen lassen musste. Dafür wurde sie nach dem Sieg von der lautstarken, rund 400 Personen starken französischen Fangruppe sogar ausgebuht.
Das Knie, das sie sich im Oktober 2015 beim Turnier in Luxemburg schwer verletzt hatte, nahm aber keinen Schaden. Bacsinszky fand sich beim Return je länger je besser zurecht. Sie ging 5:2 in Führung, konnte den Sack jedoch nicht zumachen. Erst das Break zum 7:5 nach einer völlig misslungenen Rückhand von Mladenovic liess die 27-jährige Waadtländerin und die mehrheitlich Schweizer Fans jubeln.
Anschliessend hatten diese weniger zu leiden, bis die erneute Halbfinal-Qualifikation feststand. Belinda Bencic (WTA 81) kam gegen die 17 Positionen besser klassierte Pauline Parmentier nach vier Niederlagen zum ersten Sieg in einem Ernstkampf in diesem Jahr. Frankreichs Yannick Noah hatte überraschend auf einen Einsatz von Alizé Cornet (WTA 43) verzichtet, die am Samstag in zwei hart umkämpften Sätzen gegen Bacsinszky verloren hatte.
Bencic startete äusserst konzentriert und gewann 13 der ersten 17 Punkte. Mit der 3:0-Führung war der erste Satz vorentschieden. Für einmal hatte die 19-jährige Ostschweizerin auch das nötige Glück: Das einzige Break des zweiten Satzes gelang ihr zum 5:4 mit einem unerreichbaren Netzroller. Nach 85 Minuten und einem Fehler Parmentiers beim zweiten Matchball flog Bencics Racket in hohem Bogen in die Luft – und die vier Schweizerinnen führten einen Siegestanz auf.
«Dieses Wochenende bringt mir enorm viel», zeigte sich Bencic überzeugt. Nicht nur für das Team, auch für sie persönlich war das Erfolgserlebnis wichtig. «Ich habe in diesem Jahr nie ultra schlecht gespielt, jetzt ist die Erleichterung gross.» Bencic zeigte sich beeindruckt von den Leistungen Bacsinszkys. «Hut ab, sie hat super gespielt.»
Beide Schweizer Leistungsträgerinnen strichen den Teamgeist heraus. «Wenn es der einen nicht perfekt läuft, wird sie von den anderen getragen», erklärte Bencic. Und Bacsinszky betonte: «Wir kennen keinen Röstigraben. Wir sind das perfekte Abbild der Schweiz.» Sie empfinde eine «unglaubliche Freude», sagte die Waadtländerin strahlend. «Das sind fabelhafte Momente.»