Bätschmann leitet Gurlitt-Forschungsstelle

Das Kunstmuseum Bern hat wie angekündigt eine Forschungsstelle geschaffen, welche sich sich aktiv an der Erforschung der Gurlitt-Bilder beteiligen soll. Auch der Leiter ist bestimmt: Es ist der Schweizer Kunsthistoriker Oskar Bätschmann.

Einige der gefundenen Kunstwerke der Sammlung Gurlitt (Archiv) (Bild: sda)

Das Kunstmuseum Bern hat wie angekündigt eine Forschungsstelle geschaffen, welche sich sich aktiv an der Erforschung der Gurlitt-Bilder beteiligen soll. Auch der Leiter ist bestimmt: Es ist der Schweizer Kunsthistoriker Oskar Bätschmann.

Der Schweizer Kunsthistoriker Oskar Bätschmann wird die Gurlitt-Forschungsstelle leiten, die das Kunstmuseum geschaffen hat. Noch nimmt die Stelle aber ihre Arbeit nicht auf.

Der Stiftungsrat des Kunstmuseums habe zwar an seiner letzten Sitzung den Grundsatzentscheid zur Bildung der Forschungsstelle getroffen, teilte das Museum am Dienstag mit. Auch deren Auftrag und Struktur sei definiert worden. Den Startschuss für die Arbeit werde der Stiftungsrat aber erst geben, wenn das Amtsgericht München über die Anfechtung des Gurlitt-Testaments durch Uta Werner entschieden habe.

Uta Werner ist die Cousine des Kunstsammlers Cornelius Gurlitt, der vor seinem Tod beschlossen hatte, das Kunstmuseum Bern als Erben seiner umfangreichen Bildersammlung einzusetzen.

Offiziell bedauerte Verzögerung

Wie seit längerem klar ist, kann es unter Umständen Monate dauern, bis das Gericht über den sogenannten Erbschein-Antrag Werners entscheidet. Schon vor mehreren Tagen hatte der Präsident des Museums-Stiftungsrats, Christoph Schäublin, gesagt, diese Verzögerung sei ärgerlich. Nun bedauert das Kunstmuseum Bern diese Entwicklung sozusagen auch offiziell.

Die Verzögerung bedeute, dass das Museum nach wie vor nicht über die Erbschaft verfügen könne. Darunter fallen auch die für die Forschung relevanten Materialien. Auch sei es deshalb derzeit nicht in der Lage, seinen Beitrag zu einer zügigen Erforschung der Sammlung Gurlitt zu leisten.

Sorgen bereitet dem Museum zudem, dass sich wegen der Anfechtung des Gurlitt-Testaments die Rückgabe von Werken, die sich als Raubkunst erwiesen hätten, erschwere. Es geht um Werke von Matisse, Liebermann und Spitzweg, wie ebenfalls schon länger bekannt ist.

Keine Entscheidbefugnis

Die Forschungsstelle soll in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit der von Deutschland ins Leben gerufenen «Taskforce Schwabinger Kunstfund» die Erforschung der Gurlitt-Sammlung insgesamt und einzelner Werke betreiben. Sie wird bezüglich der Klassifizierung der Werke keine Entscheidbefugnis haben. Diese bleibt bei der Task Force.

Neben Bätschmann sollen der Forschungsstelle drei weitere Forscher angehören. Sie sind noch nicht bestimmt. Das Kunstmuseum Bern will die Stelle vorerst für sechs Jahre einrichten. Die Finanzierung des ersten Jahres ist sichergestellt.

Bätschmann war als Professor für Kunstgeschichte an Universitäten mehrerer Länder tätig, wie aus einem Porträt des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft hervorgeht. Von 1991 bis 2009 leitete er die Abteilung Kunstgeschichte der Neuzeit und Moderne der Universität Bern. Das Kunstmuseum Bern spricht von einem international renommierten Kunsthistoriker.

Mehr als 1500 Bilder

Cornelius Gurlitt, Sohn eines NS-Kunsthändlers, starb im vergangenen April. In seinem Testament setzte er das Kunstmuseum Bern als Alleinerben ein. Seine Sammlung umfasst mehr als 1500 Bilder. Darunter befinden sich Werke etwa von Matisse, Picasso, Renoir und Monet.

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