Waldbäume tauschen über ihre Wurzeln grosse Mengen Kohlenstoff mit Nachbarbäumen aus. Diese überraschende Entdeckung machten Forscher der Universität Basel und des Paul Scherrer Instituts (PSI).
Pflanzen brauchen Kohlendioxid für die Fotosynthese, um Energie für ihr Wachstum zu gewinnen. Dabei reagiert das CO2 mit Wasser zu Traubenzucker und Sauerstoff. Der Zucker dient als Energieträger und wird von den Blättern überall dorthin transportiert, wo Wachstum stattfindet: zu Zweigen, Stämmen, Wurzeln und Wurzelpilzen.
Der Transport geht jedoch weiter als bisher angenommen, nämlich noch bis zum Nachbarbaum, wie Wissenschaftler der Universität Basel und des Paul Scherrer Instituts (PSI) im Fachjournal «Science» berichten. Wie die Uni Basel am Donnerstag mitteilte, begasten die Forscher Bäume mit speziell markiertem Kohlendioxid und verfolgten die Spur des Kohlenstoffs.
Mit Baukran und Schläuchen
In einem Waldstück bei Basel rückte das Forscherteam mit einem Baukran und einem Netzwerk aus feinen Schläuchen an, um die fast 120 Jahre alten, 40 Meter hohen Fichten gezielt mit dem speziellen Kohlendioxid zu versorgen. Dieses enthielt eine etwas tiefere Konzentration des Kohlenstoff-Isotops C13 als normale Luft.
Mithilfe eines Atommassenspektrometers verfolgten die Forscher den markierten Kohlenstoff bis in die Wipfel und Wurzelspitzen. Sie fanden die Spur des Kohlenstoffs jedoch auch in den Wurzeln von Nachbarbäumen, die nicht begast worden waren. Und zwar nicht nur in benachbarten Fichten, sondern auch in Buchen, Föhren und Lärchen.
«Verkabelte» Wurzeln
Der einzige Weg, wie der Kohlenstoff von einem zum nächsten Baum übergehen könnte, sei über die Pilzfäden ihrer Wurzelpilze, schrieb die Uni Basel. Mit Pflanzen im Unterholz liess sich jedoch kein solcher Kohlenstoff-Handel feststellen, weil diese mit anderen Pilzarten vergesellschaftet seien.
Dass Bäume über Duftstoffe miteinander kommunizieren können, war bereits bekannt. Dass sie offenbar auch Energiereserven austauschen, wirft ein neues Licht auf das Miteinander von Bäumen im Wald. Und auf die Rolle der Wurzelpilze. «Der Wald ist offenbar mehr als die Summe seiner Bäume», liess sich Studienautor Christian Körner von der Uni Basel in der Mitteilung zitieren.