Bald jeder zweite Umsatzfranken bei Nestlé aus Schwellenländern

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé will jährlich um 5 bis 6 Prozent aus eigener Kraft wachsen. Dieses Ziel erreicht das Unternehmen laut Konzernchef Paul Bulcke und wächst damit schneller als der Markt. Die aufstrebenden Märkte hat Bulcke speziell im Blick.

Beobachtet die aufstrebenden Märkte mit scharfem Blick: Nestlé-Chef Paul Bulcke (Archiv) (Bild: sda)

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé will jährlich um 5 bis 6 Prozent aus eigener Kraft wachsen. Dieses Ziel erreicht das Unternehmen laut Konzernchef Paul Bulcke und wächst damit schneller als der Markt. Die aufstrebenden Märkte hat Bulcke speziell im Blick.

„Insgesamt wird Nestlé in sieben oder acht Jahren mehr als 50 Prozent des Umsatzes in den aufstrebenden Ländern erwirtschaften“, sagte Bulcke in einem Interview, das am Samstag in der „Finanz und Wirtschaft“ erschienen ist.

Mit dem Aufschwung in Märkten wie China, Indien und anderen Ländern rückten jene 80 Prozent der Weltbevölkerung, die zuvor kaum beachtet worden seien, ins Rampenlicht. „Wir sind Zeitzeugen einer bis vor kurzem nicht für möglich gehaltenen Kräfteverschiebung.“

Für die Eroberung der Märkte setzt Nestlé auf eine Kombination von Wachstum aus eigener Kraft und Zukäufen. In China ist Nestlé zwar mit eigenen Milch- und Fertigprodukten oder Nescafé präsent. Zugleich kaufte Nestlé 2011 auch zwei Firmen, etwa den Süsswarenhersteller Hsu Fu Chi. Die Bedingungen für Zukäufe seien in aufstrebenden und reifen Märkten die gleichen, sagte Bulcke.

Etwas langsamer als in China verlaufe die Entwicklung in Indien. Im Land seien das Wirtschaftsmodell und die politischen und kulturellen Strukturen anders. „Eine Beschleunigung ist allerdings bereits spürbar“, sagte der Belgier, der als Spezialist für aufstrebende Märkte gilt.

Kritik an Biotreibstoff-Geschäft

Die Kehrseite der raschen wirtschaftlichen Entwicklung in den Schwellen- und Entwicklungsländern ist die Verteuerung der Rohstoffpreise. Eine Kombination aus höherem Lebensstandard, geringeren Investitionen und Forschungsbemühungen gefährde die Versorgungssicherheit.

Problematisch hält Bulcke dabei auch das Geschäft mit Biotreibstoffen, das in Konkurrenz zur Landwirtschaft für Nahrungsmittel steht. „Diese Diskussion kann nicht ernst genug genommen werden, und sie verlangt mehr Ehrlichkeit.“ Wenn 10 Prozent des weltweiten Treibstoffbedarfs mit Biosprit gedeckt werden soll, müsse die Agrarproduktion verdreifacht werden.

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