Forscher an der ETH Lausanne (EPFL) haben einen Algorithmus entwickelt, um die Maya-Schrift zu analysieren. Dieses Projekt könnte dazu beitragen, diese komplexe Sprache zu entziffern und Historikern eines Tages eine Übersetzung am Computer zu ermöglichen.
Etwa fünf Millionen Menschen in Südamerika sprechen noch heute die indigene Sprache der Maya. Aber die Geheimnisse der klassischen Maya-Schrift gingen mit der Zerstörung der meisten Schriften während der spanischen Eroberung im sechzehnten Jahrhundert verloren. Nur drei «Kodexe» in Paris, Dresden und Madrid sind noch erhalten.
In Zusammenarbeit mit Spezialisten der Maya-Schrift von der Universität Bonn haben Forscher der EPFL aufgrund der drei bekannten Bücher die Bedeutung der Hieroglyphen evaluiert und in ein digitales Verzeichnis eingespiesen.
Die Forscher wollen sich nun die Informatik zunutze machen, um die Arbeit der Archäologen und Epigraphen voranzutreiben. Das Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, eine Online-Datenbank zu führen. Eines Tages könnte daraus eine computergestützte Übersetzung entstehen, also eine Art «google translate» für Historiker, wie die EPFL am Montag mitteilte. Die Universität Genf ist auch am Projekt beteiligt.
Einige Zeichen nicht erklärbar
Die Maya-Schrift zu verstehen ist kein einfaches Unterfangen. «Jedes Bild erzählt eine Geschichte. Manchmal ist es möglich, die Bedeutung mithilfe von Menschen zu erfassen, die noch heute diese Sprache sprechen», sagte Rui Hu, Forscher am Insitut Idiap Research an der EPFL. Aber auch mit Wörterbüchern aus der Kolonialzeit versuche man die Bedeutung der Sprache zu eruieren.
Eine Schwierigkeit der Entschlüsselung von historischen Dokumenten ist, dass die präkolumbianischen Schriftsteller die Zeichen je nach Epoche und Ort kreativ variierten. Ganz zu schweigen von den Symbolen, die sich kaum unterscheiden, aber jeweils etwas völlig anderes bedeuten. Zwischen 10 und 15 Prozent der präkolumbianischen Symbole können nicht erklärt werden und bleiben so im Dunkeln.