Als Konsequenz aus dem Einsturz eines Fabrikgebäudes stärkt Bangladesch die Rechte von Arbeitern. Das am Montag vom Parlament verabschiedete Gesetz sieht unter anderem vor, Gewerkschaften gründen zu dürfen.
Zudem wird ein Fonds gegründet, um die Lebensumstände von Arbeitern zu verbessern. Firmen müssen künftig fünf Prozent ihrer Gewinne verwenden, um Sozialleistungen für ihre Angestellten zu bezahlen. Zudem wurden die Rechte von Gewerkschaften und Gewerkschaftsmitgliedern gestärkt.
Beim Einsturz eines Fabrikgebäudes in der Nähe der Hauptstadt Dhaka waren im April 1132 Textilarbeiter umgekommen. Das Unglück hat in Bangladesch und auch im Ausland eine Debatte über die Arbeitsbedingungen und die Rechte von Arbeitern ausgelöst.
Die Textilindustrie des Landes beschäftigt vier Millionen Menschen und ist der grösste Devisenbringer des Landes. 60 Prozent der Exporte gehen in die Europäische Union, die dem armen Land Zollvergünstigungen einräumt und Bangladesch mit Sanktionen gedroht hatte, sollte die Lage der Arbeiter nicht verbessert werden.
Kritiker werfen der Regierung vor, mit den neuen Regeln nur das Ausland beruhigen zu wollen. Wichtige Punkte würden nicht behandelt. Die Regierung verhandelt zurzeit mit Unternehmen und Arbeitnehmervertretern über eine Anhebung des Mindestlohnes von 38 Dollar im Monat.
Die letzte Erhöhung gab es Ende 2010. Während der Mindestlohn damals fast verdoppelt wurde, sind grössere Steigerungen diesmal unwahrscheinlich. Fabrikbesitzer haben erklärt, sie könnten keine höheren Löhne zahlen, weil sich westliche Einzelhandelskonzerne an niedrige Textilpreise gewöhnt hätten.