Erstmals in der 209-jährigen Geschichte öffnet die Genfer Privatbank Pictet die Geschäftsbücher für die Öffentlichkeit. Damit wird klar, wie und in welchen Geschäftsbereichen Pictet Geld verdient.
Das Genfer Traditionshaus gehört zu den grössten Privatbanken der Schweiz. Soviel war schon vorher klar. Nun aber zeigt der Geschäftsbericht die detaillierten Finanzkennzahlen der Gruppe.
Im ersten Halbjahr 2014 erzielte Pictet demnach einen Betriebsertrag von 975 Mio. Franken. Der operative Gewinn betrug 247 Mio. Franken. Der Konzerngewinn wird mit 203 Mio. Franken ausgewiesen. Da es sich um die erste Publikation handelt, fehlen Vergleichszahlen zum Vorjahr.
Mit 828 Mio. Franken des gesamten Betriebsertrages ist das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft der mit Abstand grösste Ertragspfeiler. Das Handelsgeschäft brachte knapp 79 Mio. Franken, das Zinsgeschäft fast 63 Mio. Franken ein.
Das Geldhaus – das von acht Eigentümern geführt wird – beziffert die verwalteten und verwahrten Vermögen auf 404 Mrd. Franken. Dies entspreche einer Zunahme um 13 Prozent, teilte Pictet mit und lieferte damit die einzige Vergleichszahl zur Vorjahresperiode.
Nur die verwalteten Vermögen betrugen per Ende Juni 319 Mrd. Franken. Mit rund 150 Mrd. Franken stammt rund die Hälfte der Gelder vom Wealth Management, also von reichen Privatkunden. 144 Mrd. Franken bringen Pensionskassen, Staatsfonds und andere institutionelle Anleger.
Drittgrösster Vermögensverwalter
Damit zeigt sich, dass Pictet hinter der UBS und der Credit Suisse aber noch vor der Zürcher Privatbank Julius Bär der drittgrösste Schweizer Vermögensverwalter ist. Zum Vergleich: Julius Bär verwaltete im ersten Halbjahr Vermögen in der Höhe von 274 Mrd. Franken. Allerdings ist der Betriebsertrag des Zürcher Konkurrenten mit 1,24 Mrd. Franken deutlich höher.
Die Offenlegung der Finanzkennzahlen erfolgt aufgrund einer neuen Rechtsform. Die Bank ist neu eine Aktiengesellschaft. Alle Einheiten der Finanzinstitution unterstehen einer Kommanditgesellschaft, was zu einer Veröffentlichung der Zahlen verpflichtet.
Als eine Publikumsöffnung will Jacques de Saussure, geschäftsführender Teilhaber von Pictet, die Offenlegung jedoch nicht verstehen. «Das war und ist nicht das Ziel der neuen Rechtsform», sagte er im Interview mit der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» (Onlineausgabe vom Dienstag). «Hätten wir das gewollt, hätten wir nicht eine Kommanditaktiengesellschaft gewählt, die Minderheitsaktionäre benachteiligt.»
«Weder in Frankreich noch Deutschland Probleme»
De Saussure gab ausserdem Einsicht in die Debatten rund um den Steuerstreit mit den USA, Frankreich oder Deutschland. Da Pictet den französischen Kunden bereits seit 2009 geraten habe, ihre Steuersituation mit den Behörden zu klären, gebe es in dieser Hinsicht keine Probleme. Dasselbe gelte auch für Deutschland.
Im Steuerstreit mit den USA hingegen steht auch Pictet mit dem Rücken zur Wand. Sie befindet sich in der Kategorie 1 mit denen die USA wegen Steuerhinterziehungsdelikten direkt verhandeln. Auf die Frage, warum die Bank so lange gezögert habe, die Probleme mit den USA öffentlich bekannt zu geben, sagte de Saussure: «Weil wir es schlicht und einfach nicht wussten.»
Pictet habe keinen offiziellen Kontakt mit den US-Behörden, sagte er weiter. Aus diesem Grund könne er auch keine Prognosen abgeben, wann die Sache abgeschlossen oder ausgestanden sein werde.