Die Bank Sarasin hat am Montag beim Presserat Beschwerde gegen die „Weltwoche“ eingereicht. Wie die Bank mitteilte, moniert sie die „fehlerhafte“ Berichterstattung über die Verletzung des Bankgeheimnisses durch einen ehemaligen IT-Mitarbeiter der Bank.
Die Wochenpublikation habe ihre journalistischen Pflichten in „verschiedener Hinsicht erheblich verletzt und dabei die Schädigung der Reputation der Bank Sarasin sowie des zu Unrecht als Quelle angegebenen Kundenberaters in Kauf genommen“.
Die „Weltwoche“ überprüfte gemäss der Bank nicht nur ihre einzige Quelle ungenügend, sondern ignorierte in der Ausgabe vom 5. Januar bewusst Informationen und Kontakte zur Bank. Diese hätten der Wochenzeitung eine vorgängige Berichtigung der fehlerhaften Berichterstattung erlaubt. In folgenden Ausgaben habe das Blatt darüber hinaus Berichtigungen unterlassen.
Köppel verteidigt „Weltwoche“
Zum Inhalt der Beschwerde nehme die Bank keine weitere Stellung, heisst es im Communiqué weiter. Seitens des Presserats sagte Sektretär Martin Künzi, das Gremium habe bereits erwogen, von sich aus tätig zu werden. Die Beschwerde der Bank werde nun angeschaut. Mit einem Entscheid des Rats für die Ethik in den Medien sei bis Mitte Jahr zu rechnen.
„Weltwoche“-Chefredaktor Roger Köppel teilte der Nachrichtenagentur sda mit, die Berichterstattung sei korrekt gewesen. Die „Weltwoche“ habe ihre „journalistische Pflicht nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt“. Die aufgedeckten Missstände hätten zum Rücktritt Hildebrands geführt.
Die Bank Sarasin habe nie im Zentrum der Kritik und der Berichterstattung gestanden. Zudem habe das Bankhaus alle Anfragen der Zeitung mit dem Hinweis auf das Bankgeheimnis nicht beantwortet. Als die Bank nach dem ersten Artikel Kritik äusserte, habe die „Weltwoche“ angefragt, was berichtigt werden müsse. Auch diese Frage blieb nach Köppels Angaben unbeantwortet.
Strafanzeige eingereicht
In der Affäre um die gestohlenen Bankdaten des ehemaligen Nationalbankdirektors Philipp Hildebrand hat die Bank Sarasin bereits Strafanzeige eingereicht. Diese richtet sich gegen den ehemaligen IT-Mitarbeiter, der Hildebrands Bankdaten behändigt hatte.
In der Anzeige sind zudem Personen erwähnt, die den Mann zu seiner Tat angestiftet haben könnten oder ihn ausnützten. Damit könnte es zumindest für den Thurgauer Juristen und SVP-Kantonsrat Hermann Lei ungemütlich werden, dem die gestohlenen Bankdaten übergeben worden waren. Über alt Bundesrat und SVP-Nationalrat Christoph Blocher gelangten die Informationen schliesslich an den Bundesrat.