Die Basler Privatbank Sarasin hat Ende vergangenen Jahres 7 Mrd. Fr. weniger Kundenvermögen verwaltet als ein Jahr zuvor. Laut Bankchef Joachim H. Strähle ist dafür unter anderem die Weissgeldstrategie verantwortlich. Keinen Einfluss auf die Kundengelder habe hingegen die Affäre Hildebrand.
Wie viel Geld der Bank wegen ihrer Weissgeldstrategie weggeflossen ist, wollten die Sarasin-Verantwortlichen am Donnerstag vor den Medien in Basel nicht bekanntgeben. Sarasin hat die Strategie bereits vor eineinhalb Jahren beschlossen.
Neben dem schwierigen Börsenjahr, das die verwalteten Vermögen um beinahe 8 Mrd. Fr. schmelzen liess, nannte Strähle einen weiteren Grund für den Rückgang der Kundengelder. So habe die Aussicht auf eine mögliche Annahme der Erbschaftssteuerinitiative zahlreiche Kunden dazu bewogen, ihr Vermögen vorzeitig zu vererben. Insgesamt verwaltete Sarasin Ende 2011 noch 96,4 Mrd. Franken.
Der Bank flossen letztes Jahr zwar auch neue Kundengelder zu, allerdings spärlicher als erhofft: Der Nettoneugeldzufluss belief sich auf 1,5 Mrd. Franken. 2010 waren es noch 13,4 Mrd. Franken. Dabei erwies sich für Sarasin vor allem die zweite Jahreshälfte als Durststrecke. Die Bank führt dies auf Medienspekulationen über neue Besitzer der Bank zurück.
Im November ist bekannt geworden, dass Sarasin von der brasilianischen Safra-Familie übernommen wird. Safra strebt einen Kapitalanteil von 46,07 Prozent und einen Stimmrechtsanteil von 68,63 Prozent an. Laut Strähle will Safra die Marke Sarasin weiterführen. Die Übernahme soll Mitte 2012 abgeschlossen sein.
„Kunden mit unversteuertem Geld müssen Bank verlassen“
Die Bank Sarasin hat ihre Weissgeldstrategie bereits Mitte 2010 beschlossen und gemäss eigenen Angaben 2011 erstmals der Finanzmarktaufsicht Finma präsentiert. Diese Strategie brauche „viel Mut“, sagte Bankchef Strähle: „Aber Hüst und Hott schadet sehr.“
Mit dieser Strategie sei die Bank ihren Mitbewerbern weit voraus. Doch sie hat laut Strähle auch ihren Preis: „Wir verzichten auf attraktive Margen.“ Bis Ende 2012 will die Bank ausschliesslich korrekt versteuertes Geld verwalten. „Kunden mit unversteuerten Vermögenswerten müssen unsere Bank verlassen.“
Als „interessant“ bezeichnete Strähle die Tatsache, dass der Bundesrat am (gestrigen) Mittwoch seine Weissgeldstrategie umrissen hat. Sarasin unterstütze die Bestrebungen der Regierung: „Sie gehen in die richtige Richtung.“