Noch nie haben Banken in der Schweiz so viel Geld bei der Notenbank parkiert wie in der letzten Woche. Ihre Giroguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) beliefen sich auf 385,9 Milliarden Franken.
Das bedeutete einen Anstieg von 1,9 Mrd. Franken gegenüber der Woche davor, wie aus der Statistik vom Montag hervorgeht. Wichtig ist die Entwicklung der sogenannten Sichteinlagen, weil sie als Indiz dafür gilt, ob die SNB am Devisenmarkt eingreift, um den Franken gegenüber dem Euro zu schwächen.
Die SNB kauft Euro und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Girokonten gut. Die Gemeinschaftswährung war in der letzten Woche im Sog des schwelenden Griechenland-Schuldenstreits bis auf Kurse knapp über 1,02 Franken abgesackt.
Das war der tiefste Stand seit Januar, als die SNB den Euro-Mindestkurs von 1,20 Fr. aufgab. Aktuell werden für einen Euro 1,0375 Fr. bezahlt. Zu Zeiten des Mindestkurses waren die Giroguthaben zeitweise um zweistellige Milliardenbeträge gestiegen.
Ein SNB-Sprecher wollte keine Stellung dazu nehmen, ob die Notenbank am Devisenmarkt interveniert hat. Notenbankchef Thomas Jordan und seine beiden Direktoriumskollegen haben wiederholt gesagt, dass sie auch nach der Abkehr von der mehr als drei Jahre geltenden Euro-Kursuntergrenze eingreifen wollen, falls wieder eine Geld-Welle auf die Schweiz zurollen sollte.
Die Notenbank stemmt sich seit Januar mit Strafzinsen gegen den Zufluss in den Franken und die für die exportorientierte Industrie schädliche Aufwertung der Landeswährung. Einlagen bei der Zentralbank werden aktuell mit einer Gebühr von 0,75 Prozent belastet.
«Die Tatsache, dass die Sichteinlagen gestiegen sind, impliziert, dass die SNB vermutlich ausländische Werte gekauft hat, insbesondere Euro», erklärte Andreas Ruhlmann, Marktanalyst bei der Genfer IG Bank. Sollte sich der Euro-Franken-Kurs der Parität nähern, könnte die SNB zu einer weiteren Zinssenkung greifen.
Laut Ipek Ozkardeskaya, Analyst bei der London Capital Group, lastet die Kombination aus weit offenen EZB-Geldschleusen, ungelöstem Griechenland-Schuldenstreit und Unsicherheit über den Zeitpunkt einer Zinserhöhung in den USA schwer auf den Schultern der SNB.