Trotz steigender Kosten, sinkender Erträge und verstärkter Regulierungen in der Vermögensverwaltung: Banken könnten in der Schweiz noch immer Geld verdienen, sagt der Chef der Bank Julius Bär, Boris Collardi. Eine Veränderung stellt er bei ausländischen Kunden fest.
Es sei erkennbar, «dass Kunden mit vergleichsweise geringen Vermögen von einigen hunderttausend Franken der Schweiz den Rücken kehren», sagte Collardi in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag. Sehr wohlhabende Kunden hingegen würden dem Land treu bleiben, da sie «die hohe Dienstleistungsqualität» schätzten und es als sicher gelte.
Julius Bär gewinne nicht nur neue internationale Kunden in der Schweiz. Auch würden bestehende Kunden der Bank einen grösseren Teil des Vermögens anvertrauen. «Für mich steht die Schweiz weiterhin klar an der Spitze als Zentrum für die internationale Vermögensverwaltung.» Anleger würden «nirgends in Europa eine so gute Dienstleistung bekommen» wie hierzulande.
Was den Finanzplatz Singapur angeht, der bisweilen als Konkurrenz für die Schweiz genannt wird, relativiert Collardi. Für Europäer sei Singapur zu weit weg. Und Schwarzgeld nähmen die Banken dort auch nicht mehr an, da genug Neugeld in der Region vorhanden sei.
Singapur könne indes Anlegern empfohlen werden, die einen Teil ihres Vermögens in Asien verwalten möchten. «Die Schweiz und Singapur sind komplementäre Zentren, je nach Region, in der ein Anleger investieren will.» Für Julius Bär sei denn auch «Singapur als zweites Zentrum vorgesehen» – neben der Schweiz, die immer das Herz der Firma bleiben werde.