Eine Geiselnahme in einer Bank im Berliner Bezirk Zehlendorf wird zum Geduldsspiel: Knapp sieben Stunden nach dem Überfall hat der Täter einen 40-jährigen Bankangestellten weiter in seiner Gewalt.
Die Polizei steht in Kontakt mit dem Geiselnehmer, der einen grösseren Geldbetrag und freies Geleit fordert. Es werde eine „konfliktfreie Lösung“ angestrebt, sagte ein Polizeisprecher am Freitagabend der Nachrichtenagentur dapd.
Unklar blieb zunächst, ob der Bankräuber bewaffnet und im Besitz einer Bombe war. Spezialeinheiten hatten am frühen Abend die Umgebung gesichert. Die sonst viel befahrene Strasse wurde weiträumig abgesperrt. Die Polizei war mit rund 300 Einsatzkräften vor Ort.
Hintergründe der Tat weiter unklar
Der Täter war gegen 16 Uhr in die Filiale eingedrungen und hatte einen Bankangestellten als Geisel genommen. 20 weitere Mitarbeitende der Bank konnten über einen Notausgang fliehen, wie der Sprecher sagte.
Es sei derzeit noch unklar, ob es eine von langer Hand geplante Tat war. Möglicherweise habe der Mann auch nicht von vornherein beabsichtigt, Geiseln zu nehmen. Die Identität des Täters war zunächst ebenfalls nicht bekannt.
Einem Bericht der „Berliner Morgenpost“ zufolge soll der Bankräuber im Besitz einer Bombe sein und gedroht haben, das Gebäude in die Luft zu sprengen. Die Polizei wollte dies unter Verweis auf den laufenden Einsatz nicht kommentieren. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung soll der Täter eine Million Euro fordern.
Letzte Geiselnahme endete unblutig
Zuletzt hatte in Berlin im April 2003 ein Geiselnehmer einen Linienbus nach einem Banküberfall im Stadtteil Schöneberg in seine Gewalt gebracht. Ein zweiter Bankräuber konnte zunächst entkommen.
Von ursprünglich 20 Geiseln wurden im Verlauf einer mehrstündigen Irrfahrt durch die Stadt alle bis auf zwei freigelassen. Nach viereinhalbstündiger Geiselnahme stürmte ein Spezialeinsatzkommando den entführten Bus, befreite die letzten beiden Geiseln unverletzt und nahm den 46-jährigen Entführer fest.
Ebenfalls im Berliner Bezirk Zehlendorf hatten im Juni 1995 sechs Männer eine Commerzbank überfallen und 16 Geiseln genommen. Als die Polizei nach 18 Stunden die Bank stürmte, waren die Täter mit einer Beute von knapp 16 Millionen D-Mark, darunter Lösegeld aber auch Goldbarren und Schmuck aus den Safes, durch einen selbst gegrabenen Tunnel entkommen. Sie wurden aber später gefasst und verurteilt.