Barbara

Es herrscht nicht viel Freundlichkeit in dem Provinzkrankenhaus, in das die Ärztin Barbara versetzt wird. Dass sie sich «separiert» wie ihr Arztkollege es nennt, verschafft ihr auch keine Zusatzsympathien. Während  sie sich ganz auf ihre Patienten konzentriert, beginnen wir zu verstehen, warum sie einen Ausreiseantrag gestellt hat, und dafür mit einer Versetzung bestraft wurde. Die […]

Es herrscht nicht viel Freundlichkeit in dem Provinzkrankenhaus, in das die Ärztin Barbara versetzt wird. Dass sie sich «separiert» wie ihr Arztkollege es nennt, verschafft ihr auch keine Zusatzsympathien. Während  sie sich ganz auf ihre Patienten konzentriert, beginnen wir zu verstehen, warum sie einen Ausreiseantrag gestellt hat, und dafür mit einer Versetzung bestraft wurde. Die Welt ist ihr zu eng.  Die Welt ist die DDR.

Es herrscht nicht viel Freundlichkeit in dem Provinzkrankenhaus, in das die Ärztin Barbara versetzt wird. Dass sie sich «separiert» wie ihr Arztkollege es nennt, verschafft ihr auch keine Zusatzsympathien. Während  sie sich ganz auf ihre Patienten konzentriert, beginnen wir zu verstehen, warum sie einen Ausreiseantrag gestellt hat, und dafür mit einer Versetzung bestraft wurde. Die Welt ist ihr zu eng.  Die Welt ist die DDR.

Sie fühlt sich nicht nur beobachtet. Sie wird überwacht. Als ihr Kollege mit ihr seine Begeisterung für Rembrandts Bild «Anatomie» teilen will, teilt er ihr eine versteckte Botschaft mit: die Studenten beobachten etwas, was wir nicht sehen können, weil es uns verborgen bleib. Der Maler aber führt es ins Bild ein, als wäre es ein Fehler. Der Betrachter soll gezwungen werden, zu verstehen, was er eigentlich nicht sehen kann.

Um dieses Rätsel filmisch zu lösen, hat der Regisseur Christian Petzold prächtige Schauspieler versammelt. Er lässt ihnen auch den Raum, in leisem Spiel eine Annäherung, die aus der gegenseitigen Überwachung wächst, zu entwickeln. Während  Barbara sich heimlich von ihrem Geliebten aus dem Westen den  Fluchtplan erläutern lässt, wachsen ihr die Patienten ans Herz. Während Andre die neue Kollegin aus Berlin mit Misstrauen empfängt, wächst ihm ihre sperrige Art ans Herz.

Was Nina Hoss spielt, gehört zum Feinsten, was wir momentan in deutschen Filmen sehen können. Sie nutzt jedes Bild, um ihre Figur weiter in die Klemme zu treiben. Als Ärztin muss sie helfen, als Mensch will sie fliehen. Als sie ausgerechnet beim Fluchttermin als Anästhesistin gefordert wird, entscheidet sie sich für ihre Flucht. So könnte der stille Leidensweg einer Frau enden, die sich für die Freiheit der Entscheidung entscheidet.

Doch hält der Film noch eine Überraschung bereit. Erst nach dieser Wendung, ganz zum Schluss, verstehen wir, wie in Rembrandts Bild, warum wir den kleinen Fehler in der Betrachtung in Kauf nehmen mussten, um wirklich zu sehen. Die Flucht gelingt. Aber nicht Barbara.  Was in Berlin mit einem Silbernen Bären für die Beste Regie ausgezeichnet wurde, ist in der Tat ein klug geknüpfter Film über die Heilsamkeit von Widerstand.

 

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