Europa müsse gerade jetzt in der Krise zusammenstehen und den Lead übernehmen – mit diesem Appell hat sich der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, am Freitagabend an der Universität Zürich an sein Publikum gewandt.
Man dürfe die Initiative nicht den Schwarzmalern und falschen Propheten überlassen, sagte José Manuel Barroso gemäss Redetext. Die EU-Erfolgsgeschichte sei an einem Wendepunkt angelangt, warnte der Präsident der Europäischen Kommission. Die politischen Entscheidungen von heute seien wegweisend dafür, ob Europa ein Ort von Stabilität, gemeinsamem Wohlstand und Freiheit bleibe.
Barrosos zeigte sich am Schluss seiner Rede aber zuversichtlich. Er sei überzeugt, dass die EU habe, was es zum Erfolg brauche. «Und dieser Erfolg ist nicht nur für Europa wichtig, sondern auch für den Rest der Welt.»
Verweis auf Churchills Zürich-Rede
Barroso trat in Zürich im Rahmen der «Special Churchill Lecture 2013» am Europa-Institut auf. Die jährliche Veranstaltung soll an die berühmte Rede Winston Churchills von 1946 erinnern. Der britische Staatsmann hatte damals in Zürich die Idee eines neuen Europas lanciert: einer Art Vereinigte Staaten von Europa, basierend auf einer Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland.
Hier knüpfte Barroso an: 67 Jahre nach Churchills Rede sei Europa vereinigt, die Europäer verbunden durch geteilte Werte und Grundsätze, so der EU-Kommissionspräsident. Europa müsse weiter auf diesen Werten aufbauen, auf seiner Offenheit, seinem Wissensschatz, seiner Kreativität und seinen offene Gesellschaften. Der europäische Binnenmarkt, der grösste der Welt, sei der feste Grund, auf welchem die europäische Integration, Dynamik und Wohlstand gedeihten.
Dies gelte nicht nur für die 28 EU-Mitgliedstaaten, sondern auch für «unsere Freunde und Partner, deren Wirtschaften stark mit unserer vernetzt sind, wie die Schweiz».
«Mehr Europa, nicht weniger»
Trotz des Lobliedes auf die EU verwies Barroso auch darauf, dass in Europa nicht länger «business as usal» gelte. Es reiche nicht, sich auf die grossen historischen Leistungen zu berufen. Es gelte, die Herausforderungen einer sich verändernden Welt anzunehmen und die Reformen weiter voranzutreiben.
Die Antwort auf Schuldenkrisen, die Unverantwortlichkeit der Finanzbranche und einer verminderten Wettbewerbsfähigkeit einiger Länder sei «mehr Europa, nicht weniger».