Barry Callebaut sichert sich erneut einen grösseren Teil des globalen Schokoladengeschäfts. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014/2015 verkaufte der weltgrösste Schokoladenproduzent mit 1,32 Mio. Tonnen 2,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Verglichen mit früheren Wachstumsraten ist das zwar wenig. Trotzdem zeigte sich Barry Callebaut zufrieden: Vor dem Hintergrund eines schrumpfenden globalen Marktes sei das Ergebnis positiv, sagte Finanzchef Victor Balli. Gemäss Marktforschungszahlen schrumpfte der weltweite Schokoladenmarkt von September bis Mai um 2,1 Prozent.
Die weltweite Nachfrage sei aufgrund der hohen Preise zurückgegangen, erklärte Balli am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Balli rechnet aber damit, dass der Rückgang nur vorübergehend ist. Schokolade sei weiterhin ein Wachstumsmarkt. Barry Callebaut hält auch weiterhin an seinem Mittelfristziel fest, die Verkaufsmenge jährlich um 6 bis 8 Prozent zu steigern.
Nach einem schwachen Start in den ersten drei Monaten hat die Nachfrage im darauf folgenden halben Jahr bereits wieder angezogen. Für das vierte Quartal erwartet der Konzern eine weitere Beschleunigung des Wachstums.
Wachstum in Schwellenländern
Um weiterhin schneller als der Markt zu wachsen, will sich Barry Callebaut auf Wachstum verheissende Schwellenländer konzentrieren. Bisher ist diese Strategie der Konzernspitze zufolge aufgegangen.
«Innerhalb von sechs Jahren haben wir die Anzahl Fabriken in Asien und Südamerika von je einer auf neun beziehungsweise sieben vergrössert», zeigte Konzernchef Jürgen Steinemann gegenüber der Nachrichtenagentur AWP die Entwicklung auf der Produktionsseite auf.
In Südamerika etwa sei Barry Callebaut in vielen Ländern noch eher klein, doch profitiere das Unternehmen dort von der steigenden Nachfrage nach Schokolade und gewinne zudem laufend Marktanteile hinzu, fuhr Finanzchef Balli fort. «In Asien haben wir zwischenzeitlich unter dem allgemeinen Marktrückgang gelitten. Doch nun präsentiert sich der Markt wieder besser», sagt Balli. Sehr gut laufe das Geschäft in China. Dagegen bleibe Osteuropa mit Russland ein schwieriger Markt.
Marktanteile will Barry Callebaut auch dazu gewinnen, in dem der Konzern die Übernahme der Produktion von anderen Schokoladenherstellern vorantreibt. Tatsächlich dürfte die aktuell angespannte Situation dem Konzern durchaus bei seinem Bemühungen in die Hände spielen, andere Unternehmen von einer Auslagerung der Produktion zu überzeugen. Das Verkaufsvolumen des traditionell grössten Geschäfts des Konzerns mit der Produktion für industrielle Kunden legte denn auch um 2,9 Prozent zu.
Umsatzwachstum dank höheren Preisen
Weiter investiert die Gruppe mit Sitz in Zürich in das hochmargige Geschäft mit Gourmetprodukten, heute noch ihr kleinster Geschäftszweig. Der Markt sei stark fragmentiert und biete daher noch viel Potenzial, führte Balli aus. Die Verkaufsmengen stiegen um 4,9 Prozent auf 138 Millionen Franken.
Das Geschäft wuchs damit stärker als der Verkauf der Kakaoprodukte und der industriellen Produkte. Somit verschob sich der Produktemix hin zu den teureren Produkten – was den Umsatz ankurbelte. Dieser legte um 7,6 Prozent auf 4,645 Milliarden Franken zu, in Lokalwährungen betrug das Wachstum gar 12 Prozent.
Zum Umsatzwachstum trugen aber auch höhere Verkaufserlöse infolge der derzeit erhöhten Kakaopreise bei. Denn der Konzern gibt die Rohstoffpreise für die Schokoladenprodukte jeweils an die Kunden weiter. Schwieriger ist dies allerdings beim Verkauf von Kakaobutter und -pulver. Das Geschäft gestaltet sich angesichts der durch Spekulationen in die Höhe getriebenen Preise weniger rentabel, weshalb Barry Callebaut die Verkäufe an Drittkunden «nicht forcierte».
An der Börse gaben die Aktien von Barry Callebaut bis am Mittag um mehr als 0,7 Prozent nach, während der Gesamtmarkt im Plus lag. Barry Callebaut ist mit einem Jahresumsatz von rund 5,9 Mrd. Fr. der weltweit grösste Hersteller von Schokoladen- und Kakaoprodukten. Der Konzern beschäftigt an weltweit über 50 Produktionsstandorten über 9300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Anfang Oktober übernimmt der Franzose Antoine de Saint-Affrique die Konzernleitung von Jürgen Steinemann.