Im Europa-League-Halbfinal wird der FC Basel auch den FC Chelsea in ein mutmasslich ungemütliches und spektakuläres Duell verwickeln. Das Hinspiel findet heute ab 21.05 Uhr in Basel statt.
In der einheimischen Branche besetzt der FC Basel die Pole-Position schon jahrelang. Dank seiner klug eingesetzten Finanzkraft verschaffte sich der nationale Wortführer mit Fortdauer auch ausserhalb der Landesgrenzen Gehör. Die Coups im Europacup summierten sich in der letzten Dekade. 35 Jahre nach dem UEFA-Cup-Halbfinal von GC gegen Bastia kommen Basel und die übrige Schweiz wieder in den Genuss eines geschichtsträchtigen Highlights.
«Sollten wir den Final erreichen, wäre das Endspiel für mich und alle meine Mitspieler das Spiel des Lebens. Da bin ich mir zu 100 Prozent sicher.» Captain Marco Streller bringt die enorme Bedeutung der nächsten 180 Europacup-Minuten stellvertretend für alle FCB-Beteiligten auf den Punkt. Das von der sportlichen Relevanz her betrachtet wichtigste Klub-Rendez-vous des Landes seit Jahrzehnten wird ein monumentales Echo auslösen.
Nur schon der Affiche wegen ist die Strahlkraft enorm. Für Chelsea interessieren sich die Fans rund um den Globus. Nach einem bald zehnmonatigen Marathonprogramm, das praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Tallinn begann, tritt der FCB verdientermassen zur Prime-Time vor einem Millionen-Publikum in Erscheinung – er steigt zum Werbeträger der ganzen Fussball-Nation auf. Bangen muss der FC Basel um den Einsatz von Valentin Stocker, der sich im Abschlusstraining den Fuss übertrat.
Keine Luftschlösser
Gewaltiger könnte der Kontrast eigentlich gar nicht sein. Am letzten Sonntag mühte sich der FC Basel im Thuner Mini-Stadion ab (2:2), vier Tage später fordert er den Champions-League-Sieger Chelsea heraus. Es ist die Zeit der Superlative und Quantensprünge. Die Bebbi tanzen auf allen möglichen Bühnen – in der Provinz, abseits der Wahrnehmung, in London, im europäischen Zentrum.
Gegen die «Blues» taucht der FCB wieder in eine komplett andere Welt ein. Er trifft auf einen Verein, der Hunderte von Millionen Pfund umsetzt, der global ausgerichtet ist, der in einem Markt tätig ist, in dem ein Klub mit der Wirtschaftskraft Basels nur ein peripheres Element wäre. Private TV-Stationen pumpen Milliarden von Franken in die Premier League. Und Chelsea gehört in England in jeder Beziehung zum obersten Segment der Liga.
Der vom russischen Oligarchen und Besitzer Roman Abramowitsch aufgerüstete «Chelsea Football Club» beschäftigt ein Ensemble, das an sich in der Lage sein müsste, auch ohne Didier Drogba alle Träume zu erfüllen. Seit dem Einstieg des Russen hat Chelsea in zehn Champions-League-Jahren sechsmal die Top 4 erreicht. Nach Bayern München, Juventus Turin und Ajax Amsterdam bietet sich auch Chelsea die Chance, die dritte wichtige Europacup-Trophäe ebenfalls zu gewinnen. Ein solch imposantes Palmarès hatte in dieser Kampagne kein FCB-Kontrahent vorzuweisen.
«Chelsea ist der schwerstmögliche Gegner. Wenn sie zweimal eine Top-Leistung bieten, werden wir ausscheiden.» Marco Streller kennt die internationalen Machtverhältnisse im Detail. Der erfahrene Captain baut keine Luftschlösser. Aber der rhetorisch clevere Leader mit dem ausgeprägten Sinn für spezielle Situationen hält die enorm schwierige Aufgabe gleichwohl für lösbar: «Sie sind eine Spur höher einzustufen als Tottenham, aber ungefähr ähnlich platziert wie die Spurs.»