Basel-Stadt will seine Alterspolitik aktualisieren

Die baselstädtische Regierung will ihre Alterspolitik neu aufgleisen. Eine am Donnerstag präsentierte Bevölkerungsbefragung von 1689 Personen über 55 Jahren soll zu neuen Leitlinien führen, wie Gesundheitsdirektor Carlo Conti vor den Medien sagte.

Die baselstädtische Regierung will ihre Alterspolitik neu aufgleisen. Eine am Donnerstag präsentierte Bevölkerungsbefragung von 1689 Personen über 55 Jahren soll zu neuen Leitlinien führen, wie Gesundheitsdirektor Carlo Conti vor den Medien sagte.

59 Fragen umfasste der Fragebogen, der im Herbst 2011 an 5000 Personen geschickt worden war. Das bedeutet laut Michèle Thommen vom Statistischen Amt mindestens eine Stunde Antwort-Aufwand. Der Rücklauf von 34 Prozent sei daher als gut zu bewerten. Im Wesentlichen bekam die kantonale Seniorenpolitik gute Noten.

Als eher bis sehr seniorenfreundlich qualifizierten tendenziell Personen mit besserem Einkommen das Angebot und die Infrastruktur im Stadtkanton. Weniger Begüterte waren leicht kritischer. Im Detail waren allerdings die erfragten einzelnen Angebote wie etwa das Seniorenforum weniger als 20 Prozent der Antwortenden bekannt.

Aus der Umfrage herauslesen lässt sich, dass viele Leute gerne möglichst lange in ihren Wohnungen bleiben möchten – die meisten sind schon seit 25 Jahren an ihrer aktuellen Adresse. So gewinnen Spitex und einschlägige Wohnungs-Umbauten an Bedeutung. Umziehen würden 56 Prozent gelegentlich in eine kleinere Wohnung.

„Demographische Herausforderung“

Anlass für die Erhebung ist die Demographie, namentlich sinkende Geburtenzahlen und steigende Lebensdauer: Zwischen 2010 und 2030 erwartet der Bund Zunahmen von 57 Prozent bei der Generation ab 65 Jahren und von 77 Prozent bei der Generation 80+. In Basel-Stadt sind es nur 18,5 und 17,1 Prozent, im Baselbiet 51,6 und 99,6 Prozent.

Diese unterschiedlichen Tendenzen erklärte Conti mit der früheren Siedlungspolitik. Auf dem Spiel stehe der Zusammenhalt der ganzen Gesellschaft: Etwa gleichviele Erwerbstätige hätten bald viel mehr Pensionierte zu finanzieren. Heute ist man jedoch immer länger gesund, und immer mehr Leute sind im Alter auch vermögend.

Die demographische Entwicklung mache mehr Gesundheitspersonal nötig, mahnte Conti. Längeres Leben bringe zudem Bedarf für spezialisierte Versorgung für Chronischkranke, in der Geriatrie und für Palliativ-Pflege. Er wisse „keine Patentlösung“; die ganze Gesellschaft müsse sich des Problems bewusst werden.

Gezielte Massnahmen in Arbeit

Jedenfalls seien die Schweizer Gesundheitskosten mit Sicherheit in den kommenden zehn bis 20 Jahren nicht zu senken. Ein Wachstum parallel zum BIP wäre schon ein Erfolg, sagte Conti – er präsidiert übrigens auch die Gesundheitsdirektorenkonferenz.

Im Stadtkanton war die Alterspolitik 2007 von reiner Pflegeplanung zu umfassender Seniorenpolitik ausgebaut worden. Nun sind die damligen Leitsätze zu überprüfen und justieren. Conti schwebt vor, etwa das „enorme Potenzial an Knowhow und Lebenserfahrung“ aktiver Senioren künftig vermehrt zu nutzen.

Im Detail steht beispielsweise die Förderung des Wiedereinstiegs in Pflegeberufe im Fokus. Auch muss Migranten das hiesige Gesundheitssystem besser erklärt werden. Auch zu klären ist, ob Quartierorganisationen die Bedürfnisse ihrer Senioren kennen und vertreten, wie Gesundheitsdienste-Leiter Philipp Waibel sagte.

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