Basel tritt im ersten Champions-League-Heimspiel gegen Schalke nicht als Aussenseiter an. Das 2:1 gegen Chelsea macht Mut, umso mehr der Bundesligist mit internen Problemen zu kämpfen hat.
Das für die Ansprüche des Serienmeisters suboptimale 2:2 gegen Sion am Samstag hat keine Hektik ausgelöst. Der FCB kann derzeit auch ein Remis gegen den Drittletzten der Liga verkraften. Für einmal ist er seiner Rolle schon im ersten Viertel der Meisterschaft gerecht geworden. Im Herbst waren die Bebbi in den vergangenen Jahren nicht oft topklassiert. Entsprechend gelassen nahmen sie das unbefriedigende Ergebnis gegen die Walliser zur Kenntnis.
In Basel haben die Entscheidungsträger ohnehin ein grösseres Bild im Kopf als die nationale Konkurrenz. Das Tagesgeschäft wird regelmässig um eine europäische Dimension erweitert.
Zum fünften Mal seit der Premiere 2002 wollen die Basler in der Champions League ein seriöser «Player» sein. Der Verein mit einer Wirtschaftskraft von gegen 80 Millionen Franken will nicht nur hohe Einkünfte erzielen, der im internationalen Vergleich kerngesunde FCB strebt auch eine sportliche Konsolidierung auf gehobenem Niveau an.
Mit dem global registrierten 2:1-Coup an der Stamford Bridge gegen Chelsea hat der Schweizer Branchenführer (einmal mehr) aufgezeigt, dass seine Ambitionen berechtigt sind, im weltbesten Klub-Wettbewerb ein drittes Mal nach 2002 und 2011 unter die Top 16 vorzustossen. «Big Basel» hat sich eine hohe Kreditwürdigkeit erspielt.
Gegen Schalke will der FCB einen weiteren goldenen Herbst einleiten. In der mentalen und physischen Verfassung für den nächsten Schritt dürfte der Leader der Super League eigentlich sein. Nur eine (1:2 gegen den FCZ am 11. August) der bereits 17 Saisonpartien endete mit einer Niederlage. Das Rendez-vous mit dem Bundesligisten kommt Basel gelegen.
In Gelsenkirchen verlief die Vorbereitung auf das Gastspiel im St.-Jakob-Park alles andere als wunschgemäss. Das 3:3 in Hoffenheim bestimmte die aufgeregte Debatte, die fahrlässige Art und Weise, wie S04 eine 3:1-Führung entglitten war, verursachte mittlere bis schwere Dissonanzen. Kevin-Prince Boateng, der mit reichlich Tattoos verzierte Anführer, fasste den Schalker Slapstick-Auftritt im rauen Berliner Slang zusammen: «Ein bisschen Hacke da, ein bisschen Hacke hier. Ich bin stinksauer!»
Manager Horst Heldt holte im Nachgang ebenfalls zum verbalen Rundumschlag aus. Der Verein müsse sich überlegen, «auf wen man bauen kann und auf wen nicht», zitierte ihn die «Rheinische Post». Klubchef Clemens Tönnies sprach von einer «Katastrophe», der permanent taumelnde Coach Jens Keller ortete das Problem im Kopf der Spieler: «Das hat beim einen oder anderen mit der Birne zu tun.» Die königsblauen Wutredner kamen allesamt zum gleichen Schluss: Ein Spitzenteam hätte am Samstag gewonnen.