Sämtliche zwölf Kraftwerke in Baselbieter Fliessgewässern müssen fischtauglicher werden: Das neue Schweizer Gewässerschutzgesetz macht meist Sanierungen der Fischtreppen nötig; zudem sind oft Rechen vor den Turbinen ungenügend. Die Sanierungen kostet einen zweistelligen Millionen-Betrag.
Die Kantone mussten dem Bund bis Ende 2014 berichten, wie durchgängig ihre Gewässer und welche Verbesserungen nötig sind. Die Baselbieter Regierung hat diesen Bericht «Strategische Planung zur Wiederherstellung der Fischwanderung», der der Nachrichtenagentur sda vorliegt, samt Planungsanhängen im Dezember verabschiedet.
Sanierungsbedarf haben an der Birs die Kraftwerke in Münchenstein, Dornach SO, Grellingen (Büttenen 1 und 2 sowie Moos), Nenzlingen, Zwingen und Laufen (Wasserfall und Juramill) – in Dornach plant Baselland in Absprache mit Solothurn. Nicht gesetzeskonform ist auch das Kleinkraftwerk in der Lützel bei Roggenburg. Am Rhein sind die Grosskraftwerke Augst und Birsfelden nicht à jour.
Nur gerade in Augst ist der Fisch-Aufstieg in Ordnung. Bei allen anderen Kraftwerken sind die Fischaufstiege aller Art entweder ungünstig gelegen, zu klein oder sie weisen zu wenig Lockströmung auf. So werden sie je nach Fischart entweder gar nicht gefunden oder die Fische können sie nicht benutzen.
Bei allen Baselbieter Kraftwerken sind zudem auch der Fisch-Abstieg und der Fisch-Schutz mangelhaft. Letzteres bedeutet meist zu weite Stababstände beim Rechen vor den Turbinen. Deswegen werden flussabwärts wandernde Fische in Turbinen zerhackt. Alle Mängel wurden anhand eines vom Bund standardisierten Verfahrens festgestellt.
Birs bis 2020 lachstauglich
Das Bundesrecht verlangt den Vollzug von Kraftwerk-Sanierungen für die Fischwanderung bis 2030. In Baselbieter Gewässern leben jedoch gefährdete Arten (Aal, Strömer, Schneider Aesche), stark gefährdete (Bachneunauge) und landesweit vom Aussterben bedrohte (Nase) Arten. Deswegen sollen die meisten Massnahmen schon bis 2020 umgesetzt werden.
Existenziell sind vernetzte Lebensräume für Langdistanz-Wanderer wie den Lachs. Seit Jahrzehnten bemühen sich alle Rhein-Anliegerstaaten, diesen grossen Fisch wieder anzusiedeln. Daher will das Bundesamt für Umwelt (BAFU) nun auch die ganze Baselbieter Birs bis 2020 lachstauglich, also alle Stau-Hindernisse passierbar machen.
Das BAFU prüft nun die vom Kanton vorgeschlagenen Massnahmen. Baselland hofft auf grünes Licht bis Mitte 2015, damit der Kanton seine Massnahmen gegenüber den Kraftwerkbetreibern bis Ende 2015 verfügen kann. Für Verfügungen zuständig sind die Konzessionsgeber: meist die Kantone, bei Grenzgewässern der Bund.
Knapp ist die Zeit beim EBL-Werk Obermatt in Zwingen: Dessen Konzession läuft im Februar 2016 aus. Vor deren Erneuerung soll der Sanierungsbedarf geklärt sein. Rasch sanieren wollen ferner die IWB ihr Werk Neuewelt Münchenstein. Die Birs Wasserkraft AG hingegen will ihre vier Werke in Grellingen und Nenzlingen gestaffelt sanieren; das reicht nicht bis 2020.
Bund bezahlt
Sanierungen für das Fischwohl bedeuten Eingriffe in laufende Konzessionen der Kraftwerkbetreiber. Darum muss der Bund dafür bezahlen, genauer die Stromnetzgesellschaft Swissgrid. Die Massnahmen müssen verhältnismässig sein, und sie sollten möglichst wenig Wasser der Stromproduktion entziehen – ganz zu vermeiden ist letzteres nicht.
Wieviel die Verbesserungen kosten, ist beim derzeitigen Stand der Planung noch schwer abschätzbar. Der Bericht teilt erst in grobe Kosten-Kategorien ein. Gemäss diesen summieren sich die Hausaufgaben allein für die neun Werke in der Birs im jeweils günstigsten Fall zu 9,5 Millionen Franken. Mit den teuersten Varianten sind es 22,5 Millionen.
Beim Rhein sind die Dimensionen grösser: Für die Werke Birsfelden und Augst sind vage je über fünf Millionen Franken notiert. Konkret soll etwa beim Kraftwerk Birsfelden (KWB) am linken Rheinufer eine zweite Fisch-Aufstiegshilfe gebaut werden.
Dieses Projekt hängt indes von der vorgezogenen Neukonzessionierung des KWB ab. Diese hofft die Betreiberin im 2019 zu erhalten. Die aktuelle Konzession läuft 2034 ab. – Noch gar keine tauglichen technischen Lösungen gibt es derweil laut Bericht für den Fischschutz und Fisch-Abstieg in Grosskraftwerken.