Die Aufarbeitung der 0:4-Abfuhr gegen Basel fällt bei GC ziemlich nüchtern aus. Im gleichen defensiven Stil wertet der Meister die Vorführung des Verfolgers.
Den einen Hoppers tat die Lektion vor eigenem Publikum speziell weh – allen voran Philippe Senderos. Der prominente Rückkehrer, der beim ersten Auftritt im Schweizer Klubfussball seit seinem Transfer nach England im Sommer 2003 mit dem Kollektiv abgetaucht war, verzichtete auf eine grosse Analyse: «Der FC Basel war einfach sehr gut. Und klar: Wenn man vier Tore kassiert, fühlt man sich nicht speziell gut.»
Für eine erste EM-Empfehlung in eigener Sache war der Untergang gegen den Titelhalter kein guter Auftakt. Senderos durfte aber zumindest für sich in Anspruch nehmen, das Abdriften der Stadtzürcher nicht beschleunigt zu haben. Pierluigi Tami verteidigte den Genfer als Erster: «Er machte einen guten Job.»
Senderos‘ Coach ortete die massgebliche Differenz zwischen seiner Equipe und dem Leader andernorts – beispielsweise im generellen Verhalten in den beiden Strafräumen. Die Entschlossenheit und Effizienz fielen ihm auf. «Wie die Basler offensiv und defensiv arbeiteten, war eindrücklich», so der Tessiner. «Das war der Unterschied. Vor unserem und ihrem eigenen Tor waren sie fantastisch gut.»
Tamis unaufgeregte Bilanz
Tami arbeitete den missratenen Nachmittag ziemlich nüchtern auf. Er sah keinen Anlass, das Ergebnis zu dramatisieren: «Das Spiel lief komisch. Basel führte nach zwei stehenden Bällen sofort 2:0, dann kam der Ausschluss von Janko.» In ihrer fast 60-minütigen Überzahl hätte ihnen die Geduld gefehlt, monierte Tami.
Angst vor einem Einbruch hat er nicht. Die dritte Runde ohne Sieg in Folge will der GC-Trainer nicht überbewerten, von einer Negativtendenz könne nicht die Rede sein. «Wir haben nach Niederlagen immer reagiert. Heute haben wir einen hohen Preis bezahlt, aber wir werden daraus lernen.»
Den Rückstand von mittlerweile 15 Punkten auf die entrückten Bebbi thematisierte Tami nicht. Die Reserve gegenüber den Young Boys (plus 4) interessiert ihn wesentlich mehr. Und ein weiteres statistisches Dokument hat er ebenfalls im Fokus – die 37 Gegentore in 20 Meisterschaftspartien – «eindeutig zu viel».
Basler Gelassenheit
In den Reihen der Sieger liess sich trotz der Demontage des ersten Herausforderers keiner zu schlagzeilenträchtigen Statements hinreissen. Die Stars des entrückten Ensembles hielten den Ball konsequent flach. Ihre Genugtuung war nur spürbar, aber kaum hörbar.
Der FCB-Patron Bernhard Heusler wertete das 4:0 als «speziell». Die erste halbe Stunde habe ihn beeindruckt: «Das waren wohl die besten 30 Minuten der ganzen Saison.» Der smarte Präsident pflegt auch in Schlüsselmomenten rational zu denken. Die medialen Spielchen, wann dem FCB der siebte Titel in Serie auch in der Theorie nicht mehr zu entreissen sein wird, relativiert der Basler Macher mit einem Lächeln.
An Heuslers Linie hält sich selbstverständlich auch der leitende Angestellte. Urs Fischer tritt auf die Meister-Debatte erst gar nicht ein. Für ihn war der deutliche Erfolg gegen die Hoppers «nur die Fortsetzung der guten Leistung gegen Luzern (3:0)».
Und der Doppel-Torschütze Michael Lang seinerseits nahm nur auf dem Rasen eine offensive Haltung ein. In den Katakomben des Letzigrund-Stadions trat der Nationalspieler weniger forsch auf. Sie hätten GC souverän besiegt. «Das spricht für uns», befand der frühere Hopper, «ein 4:0 in einem Spitzenspiel ist nicht selbstverständlich.»
Mit der Grosszügigkeit des Gewinners räumte Lang dann ein, der Sieg sei «zu hoch ausgefallen». Von einer Machtdemonstration wollte er nichts wissen, von einer Degradierung des Gegners schon gar nicht. «Ein Ausrufezeichen wars, nicht mehr.»
Zeit, den inzwischen imposanten Vorsprung zu geniessen, bleibt dem FCB ohnehin nicht gross. Die nächste europäische Challenge steht im Programm. Gegen Saint Etienne, die Nummer 3 Frankreichs, peilen die Bebbi in der Europa League den Vorstoss unter die Top 16 an. «Ein sehr schwierige Aufgabe», taxiert Fischer das Hinspiel am nächsten Donnerstag. Schwieriger wohl als der Gewinn der nächsten Trophäe im eigenen Land.