Dem sieglosen FC Basel steht am 3. Champions-League-Spieltag die nächste kolossale Herausforderung bevor: Im Parc des Princes steht Paris Saint-Germain gegenüber.
Ausserhalb der Fünf-Sterne-Szene ist der FC Basel ausnahmslos die unbestrittene Attraktion, der Primus, der den Rest der Super League unaufhörlich überfordert. Ein Ende des bald siebenjährigen Monologs ist nicht absehbar; die nationalen Herausforderer wirken ratloser denn je. Themenwechsel, andere Gewichtsklasse. Paris und London statt St. Gallen oder Luzern, krasser Aussenseiter statt konkurrenzloser Dominator.
Die Basler haben die Balance zwischen Tagesgeschäft und europäischer Kür in der letzten Dekade immer wieder gefunden. Ihnen gelang es teilweise in verblüffender Manier, sich dem gehobenen Volumen der prominenten Kontrahenten anzupassen. Das anspruchsvolle Umfeld gewöhnte sich an Coups gegen Premier-League-Grössen. Seit 2012 erreichte der Schweizer Serienmeister im Europacup ausnahmslos mindestens die Achtelfinals.
Efforts wurden für Teile des Publikums und die Beobachter zur Normalität. «Die Wahrnehmung hat sich verändert», sagt Sportchef Georg Heitz. Er spürt, wie schnell nach weniger wunschgemässen Ergebnissen wie gegen Ludogorez Rasgrad (1:1) Kritik aufkommt. Auch wenn der FCB-Macher zugibt, dass das Remis beim Auftakt «richtig wehgetan hat», relativiert er: «Die Gruppe ist extrem schwierig.»
Heitz ist bemüht, das etwas verzerrte Bild zu retuschieren. «Wir müssen schon auch die Realität im Auge behalten.» Der Abstand zu jenen Ligen und Märkten, die von TV-Milliarden überflutet werden, sei nicht geringer geworden. In diesem Kontext hält er die Debatte um die internationale Kragenweite Urs Fischers für sonderbar. Das mediale Spiel auf den Mann goutiert Heitz gar nicht. «Eine solche Diskussion ist für mich nicht nachvollziehbar. Der Coach macht einen hervorragenden Job.»
Wochen der europäischen Wahrheit
Die Mutmassungen und Einschätzungen über seine Reichweite als Trainer blendet Fischer aus. Der Stadtzürcher ist zu 100 Prozent auf seinen Kernbereich fokussiert. Ihm sind die Klasse und Qualität der Franzosen bewusst. Deshalb verlangt er die totale Bereitschaft. «Wenn wir überzeugt sind, wenn wir auf den Punkt bereit sind, dann ist immer etwas möglich.»
Taktische Details gibt er wie üblich keine preis. Er spricht lieber über die weichen Faktoren, über die Haltung der Equipe und ihr Ziel, «sich in heiklen Situationen richtig zu entscheiden, etwas zu probieren, den Mut zu haben, offensiv zu verteidigen». Kurzum: Der FCB soll härter zupacken und intensiver auftreten als bei der Lektion gegen die Gunners. So jedenfalls ist Fischers Formulierung zu deuten. «Wir haben uns vorgenommen, es besser zu machen als in London.»
Innerhalb von 14 Tagen wird der FCB dem französischen Giganten gleich zweimal gegenüberstehen. Angesichts der aktuellen Konstellation stehen ihm deshalb eigentliche Schlüsselwochen bevor. Gelingt kein Punktgewinn, steht am 23. November in Bulgarien ein womöglich heikler Pflichttermin bevor. Dann wäre selbst der angestrebte Platz für die erste Knock-out-Runde in der Europa League ernsthaft gefährdet.
Der Pyromane Emery
Auf über 400 Millionen Euro beziffern Experten den Marktwert von Paris Saint-Germain. Seit rund fünf Jahren wird der Traditionsklub von Doha aus gesteuert. Nasser Al-Khelaifi, ehemals weitgehend talentfrei auf der ATP-Tour engagiert, gibt als Kopf der katarischen Investoren den Leitfaden vor.
Unter der wirtschaftlichen Schirmherrschaft von «Qatar Sports Invents» hat PSG eine Weltauswahl formiert, die in der Ligue 1 seit 2012 nicht mehr zu stoppen ist und nach vier Viertelfinal-Vorstössen auf Champions-League-Niveau mithilfe nahezu unbeschränkter Finanz-Ressourcen den endgültigen Durchbruch anstrebt.
Im Sommer installierten die Geldgeber aus Katar einen neuen Taktgeber. Unai Emery soll den Pariser Horizont entscheidend erweitern. Vom Mann, der den FC Sevilla zu drei Europa-League-Trophäen in Serie geführt hat, erhofft sich Al-Khelaifi den Aufstieg an Europas Spitze. Die Methodik des unerbittlichen spanischen Analytikers ist in Paris umstritten. Emery ging bis anhin keiner Konfrontation aus dem Weg und degradierte vermeintliche Key-Player ohne Gnade. Für das renommierte Magazin «France Football» ist der neue Hoffnungsträger deshalb in erster Linie ein «Pyromane».
Langs Annahme
Auch wenn Emerys Pedanterie teilweise schwer bekömmlich sein soll und ihm im Championat Nice-Professor Lucien Favre das Leben schwerer macht als erwartet, ist Paris am oberen Ende der UEFA-Skala einzureihen. Der Massstab zur Bewertung ist Uruguays Stürmer-Ikone Edinson Cavani und nicht die Liga-Momentaufnahme.
Der Topskorer steht für die lateinamerikanische Prägung der PSG-Equipe. Und mit schwierig zu fassenden Mannschaften hat sich gerade der FC Basel in jüngerer Vergangenheit bisweilen auffällig schwergetan. Zum offensiven Repertoire gehören an der Seite Cavanis Figuren wie Lucas und Di Maria – in diesem Repertoire von Weltformat sind aus Sicht Basels unbehagliche Momente garantiert.
Der Respekt ist in den FCB-Reihen spürbar. Verteidiger Michael Lang rechnet mit einer «riesigen Wucht». Der Schweizer Nationalspieler kennt die klingenden PSG-Protagonisten. Er weiss, dass die Offensive «fast alles hat und unglaublich schwer zu berechnen ist». Im Game-Plan wäre vorgesehen, ab und an etwas Entlastung zu schaffen.