Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League lotet der FC Basel im Duell mit dem FC Porto vor eigenem Publikum (20.45) seine Grenzen aus.
Manchmal fällt es selbst den Basler Direktbeteiligten schwer, den Erfolg der letzten Dekade zu fassen. «Die Konstellation an sich ist schon unglaublich. Wir bewegen uns permanent in extremen Sphären», hält Captain Marco Streller fest. Dabei schwingt berechtigter Stolz mit: «Der FCB hat eine bald zehnjährige imposante Entwicklung hinter sich.»
Parallel zum Aufbau der nationalen Dynastie mit neun Titelgewinnen in den letzten 13 Jahren etablierte sich der Schweizer Primus auch auf europäischer Ebene. Die Bilder der Exploits gegen Liverpool, Chelsea und Manchester United umrundeten den TV-Globus. Er spüre ausserhalb der Grenzen mittlerweile eine beträchtliche Wertschätzung, sagt Streller.
Seine Wahrnehmung ist nicht verzerrt. Für das Modell hinter dem markanten Aufstieg interessieren sich inzwischen auch Spezialisten aus dem Land des aktuellen Weltmeisters. Der frühere Bundesliga-Stürmer Streller ist im Norden nach wie vor gut vernetzt. «Dass wir in Deutschland einen erstklassigen Ruf geniessen, hat sich der Klub hart erarbeitet.» Streller sagt deshalb: «Wir haben uns das Selbstverständnis erarbeitet, Grosse nicht nur ärgern zu können, sondern sie an aussergewöhnlich guten Tagen auch zu schlagen.»
Einen Coup gegen den 27-fachen portugiesischen Meister würde er für den «grössten Erfolg in der Vereinsgeschichte» halten. Dem 33-Jährigen ist allerdings klar, wie weit der FCB von der nächsten Helden-Story entfernt ist. Porto ist im eigenen Land derzeit hinter Benfica zwar nur die Nummer 2, besitzt aber gegenüber dem Schweizer Herausforderer in jeglicher Beziehung deutliche Vorteile.
Zusammen mit Manchester United, Barcelona und Real ist der FC Porto im Kreis der Klub-Elite Rekordteilnehmer. Zum 19. Mal schon hat er sich qualifiziert, seine mediale Strahlkraft ist enorm, der Verein ist auch in Südamerika und in Teilen Afrikas ein grosses Thema. Zweimal gewann Porto die wichtigste Trophäe des Klubfussballs: 1987 gegen Bayern dank des legendären Absatztores von Rabah Madjer und 2004 unter José Mourinho.
Sieben Jahre nach der magischen Nacht auf Schalke triumphierten die «Dragões» 2011 in der Europa League. Nicht nur der seit 1982 regierende Patron Jorge Nuno Pinto da Costa rieb sich die Hände, auch die Aktionäre frohlockten, weil die DNA des Klubs der Erfolg und die Wertschöpfung auf dem Transfermarkt sind. Sportliche Schwankungen bekommen die Teilhaber sofort zu spüren. Nach dem letztjährigen Verlust von 40,7 Millionen Euro steht Porto enorm unter Druck.
Auch wenn die üppige spanische und brasilianische Fraktion im Kader nicht zur ersten Garde der jeweiligen Nationalteams zählt, ist die Substanz erheblich. Im Sturm wird der Kolumbianer Jackson Martinez als nächster James Rodriguez gehandelt. Der vom früheren spanischen Junioren-Chef-Ausbildner Julen Lopetegui eingeleitete Umbruch trägt Früchte. Nur drei ihrer 30 Wettbewerbsspiele haben die Blauweissen verloren, seit sie im vergangenen Sommer rund 27 Millionen investierten.