Die Basler Innerstadt ist attraktiv, doch die Erwartungen und Bedürfnisse sind vielfältig bis widersprüchlich: Diese Bilanz zieht eine Nutzerstudie mit knapp 2800 Befragten. Die Behörden sehen sich durch die Ergebnisse in ihren laufenden Bemühungen bestätigt.
„Das Einkaufszentrum Innerstadt ist konkurrenzfähig“, sagte Planungsamts-Leiter Martin Sandtner am Donnerstag vor den Medien. Als Hauptgrund für einen City-Besuch hat die Studie des Instituts gfs-zürich das Einkaufen (82%) ausgemacht, gefolgt von Freizeit (64%) und Gastronomie (61%), teils auch kombiniert.
Mindestens einmal im Monat in die Basler Innerstadt kommen 90 Prozent der Befragten aus Basel und Umland, 70 Prozent aus der weiteren Agglomeration sowie gegen 35 Prozent aus dem angrenzenden Ausland. Auch andernorts gebe es nach dem Shoppingcenter-Boom einen Trend zurück in die Altstadt, sagte Stadtentwickler Thomas Kessler.
Wer nicht in die Basler Innerstadt kommen mag, begründet dies laut Studie primär mit mangelndem Bedarf, attraktiverer Konkurrenz oder überhohem Preisniveau. Letzteres gaben insbesondere Befragte in Deutschland an. Franzosen beklagten vor allem eine schlechte Erreichbarkeit.
Anwohner fordern Regel-Durchsetzung
Als Lieblingsorte nannte die City-Anwohnerschaft vor allem das Rheinufer, Franzosen den Marktplatz. Auch die Münsterpfalz und der Barfüsserplatz sind beliebt, wenn auch nicht bei allen gleich. Geografisch entspricht der Wohlfühl-Perimeter gemäss Studie just etwa Basel vor dem Erdbeben von 1356, stellte Kessler fest.
Weniger beliebt ist das Kleinbasel, speziell der Claraplatz – wegen der Sicherheit. City-Anwohner beklagen zudem in der Steinenvorstadt Lärm und Sicherheitsdefizite. Ausländische Nachbarn fühlen sich auf dem Centralbahnplatz wegen des Mischverkehrs weniger wohl. An den bekannten Problempunkten und -achsen wird laut Kessler gearbeitet.
Unter dem Strich sei der Grossteil der Befragten mit der Basler Innerstadt „zufrieden“. Schweizer wünschten indes eine grössere Fussgängerzone sowie mehr Belebung, Sauberkeit und Sicherheit, Südbadener und Elsässer mehr Parkplätze. City-Anwohner forderten die Durchsetzung der Regeln, etwa zur Nachtruhe und im Verkehr.
Bestätigung mit Überraschungen
„Generell gewünscht“ werden gemäss Studie mehr Grün sowie mehr Sitz-, Verweil- und Spielmöglichkeiten. Hingegen wird die Belebung speziell an Freitagen und Samstagen bis in die Nacht kontrovers erlebt. Auch zur Zahl der kommerziellen Veranstaltungen und zur Boulevard-Gastronomie gehen die Meinungen auseinander.
Die 120’000 Franken teure Studie liefere nicht nur „no-news“, sagte Sandtner: Überrascht habe ihn etwa die grosse Bedeutung des Einkaufens oder uneinheitliche Ansichten der City-Anwohnerschaft. Pro Innerstadt-Geschäftsführer Mathias Böhm freut, dass Auswärtige die selbstkritschen Einheimischen teils auf Positives hinwiesen.
Im Auftrag des Planungsamts sowie der Kantons- und Stadtentwicklung waren 1240 Passanten in der Gross- und Kleinbasler Innerstadt (im Oktober 2010) auf der Strasse befragt worden, plus telefonisch und brieflich 1200 Leute aus der trinationalen Agglomeration sowie 160 Gewerbetreibende und 180 Innerstadt-Anwohnende (im September 2011).
Planungs-Grundlage
Die Vielfalt der Erwartungen und Bedürfnisse an die Basler City erfordert gemäss Santner wegen Konfliktpotenzials einen permanenten Interessenausgleich. Das im Jahr 2007 lancierte Regierungs-Projekt „Innenstadt – Qualität im Zentrum“ sehe einen breiten und konstanten Dialog vor.
Die Nutzerstudie ergänze Erkenntnisse aus dem Mitwirkungsprozess von 2011, hiess es. Ergebnisse flössen in das Gestaltungskonzept und den Entwicklungsplan Innenstadt ein, worauf konkrete Projekte wie die Umgestaltung der Freien Strasse basierten. Die Vorlage für das Innerstadtkonzept mit Projektierungskredit-Anträgen stellte Sandtner noch für dieses Jahr in Aussicht.