Basler Buchhändler trotzt dem Euro-Kurs

Was macht das Basler Gewerbe gegen den Einkaufstourismus? Der Buchhändler Matthyas Jenny führt den Euro-Tag ein – ein riskantes Experiment.

Manche Geschäfte überlegen sich kreative Lösungen, um die Kunden trotz starkem Franken bei sich zu behalten. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Was macht das Basler Gewerbe gegen den Einkaufstourismus? Der Buchhändler Matthyas Jenny führt den Euro-Tag ein – ein riskantes Experiment.

Es klingt wie ein Verzweiflungsschlag: In der Buchhandlung Bachletten gehen die Bücher jeden Samstag zu Euro-Preise über den Tresen. Ladenbesitzer Matthyas Jenny will damit verhindern, dass die Kunden am Wochenende nach Weil fahren, um günstig einzukaufen.

Wenn der Euro-Franken-Kurs auf dem jetzigen Niveau bleibe, müsse er sein Geschäft bald dichtmachen. Warum also nicht ein Experiment wagen?

Ein Taschenbuch ist beispielsweise mit 9.90 Euro angeschrieben. Der empfohlene Buchpreis liegt in der Schweiz bei 14.90 Franken. Jenny verkauft samstags zu 9.90 Franken – ein Rabatt von rund 30 Prozent.

«Natürlich verdiene ich dabei nicht mehr viel», sagt Jenny. Er hofft, dass die Kunden nicht nur am Samstag kommen, sondern er mit der Aktion die Buchkäufer binden kann. Während der Woche gibt er 10 Prozent «Währungsrabatt».

Mit seiner Aktion will Jenny aber auch ein Signal setzen: «Schaut her, was passiert, wenn die Kurse verrückt spielen.»

Buchhändler verkaufen bis zu 40 Prozent teurer

Seine Preise so tief ansetzen kann Jenny, weil es keine Buchpreisbindung mehr gibt. In der Schweiz ist es so, dass der Verlag eine Preisempfehlung aufgrund des aktuellen Euro-Franken-Kurses gibt. Die Buchläden müssen sich jedoch nicht daran halten. Viele Läden verkaufen ihre Bücher viel teurer – bis zu 40 Prozent –, als der Verlag empfiehlt.

Solange die Kunden dem hiesigen Gewerbe davonlaufen, überlegen sich die Geschäfte kreative Wege, wie es Jenny tut. Seinen «Euro-Tag» will er so lange beibehalten, bis sich der Euro-Kurs auf einem angemessenen Niveau stabilisiert.

Falls der Franken aber so stark bleibt, geht der Schuss nach hinten los. Die Kunden haben sich dann an die tiefen Preise gewöhnt. Der «Euro-Tag» ist ein riskantes Experiment. Jenny hofft, dass es gut geht.


In unserem Dossier zum Euro-Mindestkurs finden Sie weitere Geschichten zum Thema Einkaufstourismus.

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