Mit dem Rücktritt von Gründer Hugo Ramseyer wähnte man den Zytglogge-Verlag am Ende. Doch nun wurde eine Nachfolgeregelung gefunden: Der traditionsreiche Basler Verlag Schwabe übernimmt das Berner Unternehmen, das als unabhängiger Verlag weitergeführt werden soll.
Im August haben der Gründer und Geschäftsführer des Zytglogge-Verlages, Hugo Ramseyer, und seine Ehefrau Bettina Kaelin Ramseyer bekannt gegeben, aus dem Geschäft aussteigen zu wollen. Allerdings werden die beiden in Form von Minderheitsaktionären und als Verwaltungsratsmitglieder dem Verlag weiterhin «mit Rat und Tat» zur Seite stehen, wie die beiden Häuser am Dienstag in einem Communiqué mitteilten.
«Wir sind glücklich, im Jubiläumsjahr mit Schwabe eine Nachfolge gefunden zu haben, die der Philosophie unseres Hauses entspricht und dafür Sorge trägt, dass Zytglogge als unabhängiger Verlag in der Schweiz bestehen bleibt», liess sich Hugo Ramseyer zitieren.
Häuser mit Tradition
Der heute 77-Jährige hatte den Verlag mit dem Pianisten und Kaufmann Rolf Attenhofer in erster Linie gegründet, um ihrer Leidenschaft zu frönen und Schallplatten zu produzieren: Mani Matter, Franz Hohler oder später Emil, dessen vier Platten dem Verlag beachtlichen Umsatz bescherten.
Mit dem Zytglogge-Verlag und der Schwabe AG verschmelzen zwei Häuser mit Tradition. Das Berner Editionshaus blickt auf eine 50-jährige Geschichte als profilierter Verlag für Literatur, Sachbücher und Tonträger zurück. Das Druck- und Verlagshaus Schwabe ist gar um ein Zehnfaches älter; es feierte im letzten Jahr sein 525-jähriges Bestehen.
Ausgezeichneter Verlag
Der Verlag soll als eigenständige Aktiengesellschaft unter seinem angestammten Namen weitergeführt werden. Thomas Gierl übernehme am 1. Juli 2015 die Verlagsleitung, schrieben die beiden Verlagsunternehmen weiter. Gierl führte bisher den zu Schwabe gehörenden belletristischen Verlag Johannes Petri. Wie Gierl auf Anfrage der sda mitteilte, haben die beiden Verlage über den Übernahmepreis Stillschweigen vereinbart.
Schwabe gilt gemäss eigenen Angaben als weltweit ältestes Druck- und Verlagshaus. Die Programmschwerpunkte des Unternehmens liegen in den Geistes- und Kulturwissenschaften. 2010 erhielt der Verlag den mit 25’000 Franken dotierten Baselbieter Kulturpreis.