Der Thurgauer Bauausrüster Arbonia-Forster (AFG) will weitere Stellen von der Schweiz ins Ausland verlagern. Bis zu 320 Arbeitsplätze sind betroffen. Als Grund gibt das Unternehmen den anhaltenden Kosten- und Importdruck im Schweizer Markt an.
Die Kunststoff-Fensterproduktion vom Standort Villeneuve VD soll ins slowakische Pravenec verlagert werden und die Produktionsstätte im Verlauf des Jahres 2016 geschlossen werden, wie AFG am Donnerstag mitteilte. Dadurch fallen bis 2016 voraussichtlich 90 Stellen in der Schweiz weg.
Zudem soll im Rahmen des Kaufs des ostdeutschen Fensterherstellers Wertbau die Holz- und Holz/Aluminium-Fensterproduktion über die kommenden drei Jahre schrittweise von Altstätten SG an den deutschen Standort Langenwetzendorf verlagert werden. Davon sind bis zu 160 weitere Schweizer Arbeitsstellen betroffen. Der Kauf von Wertbau muss noch vom deutschen Kartellamt genehmigt werden.
Sorgenkind Gebäudehüllen
Damit muss vor allem die Division Gebäudehüllen Federn lassen, das Sorgenkind von AFG. Aber auch in der Division Gebäudetechnik will der Bauausrüster bis Ende nächsten Jahres rund 70 Stellen streichen. Die Sonderheizkörper-Produktion soll vom Standort Arbon TG ins tschechische Stribro verlagert werden.
Bereits in Gang ist die im März angekündigte Verlagerung von 150 bis 200 Stellen von Altstätten SG nach Pravenec – wiederum in der Division Gebäudehüllen. In Altstätten sollen künftig nur noch Kunststoff-Haustüren sowie Sonder- und Expressfertigungen hergestellt werden.
Um die finanzielle Flexibilität für die geplante Restrukturierung zu schaffen, plant AFG eine Kapitalerhöhung von rund 200 Millionen Franken. Ankeraktionär Michael Pieper und seine Artemis-Gruppe unterstützten die geplanten Massnahmen, hiess es. Sie hätten die volle Ausübung der ihr im Rahmen der ordentlichen Kapitalerhöhung zustehenden Bezugsrechte zugesichert und zögen zusätzlich in Betracht, den Anteil am AFG-Aktienkapital weiter zu erhöhen.
Rote Zahlen im ersten Halbjahr
Der Konzern sieht sich einem starken Wettbewerbsdruck ausgesetzt, der sich durch den starken Franken noch verschärft hat. Die neue Währungssituation sowie der anhaltende starke Import- und Wettbewerbsdruck setzten die AFG einem äusserst schwierigen Wettbewerbsumfeld aus und hätten zu einem enttäuschenden operativen Ergebnis geführt, schrieb AFG.
Vor Zinsen und Steuern (EBIT) schreibt AFG in der ersten Jahreshälfte 2015 rote Zahlen. Der operative Verlust beläuft sich auf 125,4 Millionen Franken, nach einem Betriebsgewinn von 5,8 Millionen Franken im Vorjahressemester.
Unter dem Strich beträgt der Verlust 132,6 Millionen Franken. Einmalkosten und Wertberichtigungen von 122,5 Millionen Franken belasteten das Ergebnis, wie AFG erklärte. Der Umsatz gab um 4,9 Prozent auf 425,1 Millionen Franken nach.
Im Gesamtjahr werden die Restrukturierungskosten das Konzernergebnis zusätzlich belasten. Insgesamt soll der Reinverlust 160 bis 190 Millionen betragen. 2014 hatte AFG zum ersten Mal seit 2010 wieder einen Gewinn geschrieben, dieser betrug 15,1 Millionen Franken.
Mittelfristig erwartet AFG aber, die Profitabilität zu erhöhen. Bis 2018 soll der Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) aber auf 100 Millionen Franken steigen.