Bauernpräsident Markus Ritter macht sich Sorgen um die künftige Versorgung der Schweizer Bevölkerung mit Lebensmitteln. In der Schweiz existiere keine Strategie, wie man in Krisenfällen an genügend Nahrungsmittel komme, sagte er in einem Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag».
2050 würden neun Milliarden Menschen auf der Welt leben, zwei Milliarden mehr als heute. Er mache sich Sorgen, dass man diese Leute nicht alle ernähren könne. Weil die Schweiz einen Nettoselbstversorgungsgrad von nur gerade 54 Prozent aufweise, könne es auch hierzulande zu Engpässen kommen.
Ritter fordert vom Bundesrat, dass er aufzeigt, wie sich die Nahrungsmittelsituation in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird und wie die Schweiz gedenkt, damit umzugehen. Ritter möchte dies vom Bundesrat hören. Er selber habe schon ein Rezept.
In der Schweiz selber könne man die Landwirtschaft nicht mehr intensivieren. Ritter sieht die Lösung einzig darin, dass die Schweiz mit Staaten, die viel fruchtbares Land besitzen, eine Art Versicherung abschliesst, damit man dort in Krisenzeiten Nahrungsmittel kaufen kann.
Brasilien oder Frankreich wären nach Meinung von Ritter Kandidaten für solche Verträge. Der Kauf von Land im grossen Stil, das so genannte Landgrabbing, hält Ritter für moralisch sehr fragwürdig.
Milchpreis muss um 7,4 Rappen steigen
Sorgenfalten bereitet dem Bauernpräsidenten auch die Situation auf dem Milchmarkt – dies, obwohl der Milchpreis wieder ein bisschen angezogen hat. 58 Prozent der aktiven Milchproduzenten würden aussteigen, wenn es in den kommenden Jahren keine wirkliche Preissteigerung gebe, sagt Ritter mit Blick auf eine Umfrage.
Die Milchbauern meldeten sich an Versammlungen nicht mehr zu Wort, man spüre eine gewisse innere Kündigung, stellt Ritter fest. Wenn Milchbauern eine Alternative fänden, würden sie aussteigen.
Die Agrarpolitik 2014-17 werde dies noch verstärken, meint Ritter und rechnet vor, dass der Milchpreis ab dem 1. Januar 2014 mindestens um 7,4 Rappen pro Liter steigen muss, damit die Bauern nach der Abschaffung der Tierbeiträge noch gleich viel verdienen wie heute.
Es sei falsch, Durchhalteparolen für die Milchproduktion auszugeben. Entweder sei der Markt in der Lage, Preise zu zahlen, mit denen sich die Produktion lohne. Oder aber die Bauern würden sich anderen Produktionen und Tätigkeiten zuwenden.