Können Flüchtlinge die Personalnot auf Bauernhöfen stillen? Ja, sagt der Bauernverband. Er zieht Bilanz nach einem einjährigen Projekt, das in Füllinsdorf startete.
Schweizer Bauern haben letztes Jahr im Rahmen eines Pilotprojekts 13 Flüchtlinge beschäftigt. Der Bauernverband zog am Mittwoch ein positives Fazit: Bauern und Flüchtlinge seien zufrieden gewesen. Das Projekt soll fortgeführt werden – trotz des Koordinationsaufwands.
Die Einsätze der 13 Flüchtlinge seien sowohl für die Arbeitnehmenden als auch für die Arbeitgebenden in den meisten Fällen positiv verlaufen, schreibt der Bauernverband. Die Flüchtlinge schätzten, dass sie ihre Sprach- und Fachkenntnisse verbessern könnten.
Die Bauern wiederum hätten oft die Art gelobt, wie sich die Flüchtlinge in die Teams und die Familien integrierten. Und die Arbeit sei in der erwarteten Qualität erledigt worden. In drei Fällen wurde der Arbeitsvertrag sogar verlängert, ein Flüchtling beginnt demnächst eine Ausbildung als Agrarpraktiker.
Ganz reibungslos verlief das Projekt jedoch nicht: Alle Beteiligten seien mit Herausforderungen konfrontiert gewesen, heisst es in der Medienmitteilung. Auch sei der Koordinationsaufwand erheblich, da am Vermittlungsprozess viele Partner beteiligt seien.
Nach Ansicht des Bauernverbands tragen die Arbeitseinsätze jedoch dazu bei, dass die Flüchtlinge im Arbeitsmarkt rascher Tritt fassen – und sich damit auch besser integrieren. Für die Bauern sei von Vorteil, dass sie Arbeitskräfte aus der Umgebung rekrutieren könnten.
Inländisches Potenzial ausschöpfen
Das Pilotprojekt wird daher wie geplant bis 2018 weitergeführt. Lanciert worden war es vergangenen Frühling vom Bauernverband und dem Staatssekretariat für Migration (SEM). Pro Jahr sollen bis zu 15 anerkannte Flüchtlinge oder vorläufig Aufgenommene für jeweils drei Monate bis ein Jahr in der Landwirtschaft arbeiten.
Die Nachfrage ist offenbar auch 2016 da: Seit Anfang Jahr gingen beim Bauernverband Anmeldungen für insgesamt 17 Arbeitsplätze ein. Zehn Flüchtlinge sind bereits im Einsatz, zwei weitere nehmen die Arbeit im Spätsommer auf.
Masseneinwanderungsinitiative der SVP machte das Projekt nötig
Hintergrund des Projekts ist die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar 2014: Die Landwirtschaft soll das inländische Potenzial an Arbeitskräften besser nutzen. Die Schweizer Bauern beschäftigen während der Ernte- oder Vegetationszeit jedes Jahr 25’000 bis 35’000 ausländische Arbeitskräfte.
Andererseits gibt es mehrere tausend anerkannte Flüchtlinge im Erwerbsalter, die keine Stelle finden, wie Staatssekretär Mario Gattiker bei der Vorstellung des Pilotprojekts sagte. Mangelnde Sprachkenntnisse, keine Ausbildung oder administrative Hürden seien die Gründe dafür.