Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League ist Bayern München bei Manchester United Favorit. Ausgeglichener kündigt sich heute Abend das zweite Duell zwischen Barcelona und Atletico Madrid an.
Natürlich ist der Final der Champions League 1999 immer ein Thema, wenn es um Manchester United und den FC Bayern München geht. Die dramatische Wende zugunsten der Engländer in der Nachspielzeit hat sich ins Gedächtnis der Fans eingebrannt. In der Folge hat es Manchester United aber nicht geschafft, sich als Bayerns Angstgegner zu etablieren. Seither behielt der englische Meister nie mehr das bessere Ende für sich. Zweimal setzten sich die Bayern in der K.o.-Phase durch (2001, 2010), einmal gab es in Gruppenspielen zwei Remis (2002).
In diesen Duellen begegneten sich die Rekordmeister Englands und Deutschlands auf Augenhöhe. 2:2, 1:1, 2:1, 0:1, 1:2, 1:1, 0:0, 1:2, 3:2 lauteten die bisherigen Ergebnisse in der Champions League. Eine Ausgeglichenheit, welche in den Viertelfinals 2014 nicht unbedingt erwartet wird. Hier die kriselnden Engländer, die in der Premier League bloss Platz 7 belegen und in der nächsten Saison womöglich erstmals seit 1990 nicht im Europacup vertreten sein werden. Dort die Rekordjäger aus Deutschland, die soeben zum 24. Mal Meister wurden. Manchester United gegen Bayern München ist so etwas wie „David gegen Goliath“. Hätte es vor der Viertelfinal-Auslosung eine Setzliste wie im Tennis gegeben, es wäre wohl auch zu diesem Duell gekommen. Zum Spiel zwischen der Nummer 8 und der Nummer 1.
Vor dem Hinspiel haben beide Teams wichtige Absenzen. Bei Manchester fehlt Topskorer Robin van Persie ebenso wegen einer Knieverletzung wie Thiago Alcantara bei den Bayern. Die Deutschen können den Ausfall des Spaniers wohl eher kompensieren als die Engländer das Fehlen des Holländers. Dennoch warnt Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge: „Manchester wirkt wie ein angeschlagener Boxer. Aber der kann mit einem einzigen Schlag einem Gegner Schmerzen zufügen. Ohnehin: Da steht kein Nobody auf dem Platz.“
Auch Flügel Arjen Robben gibt sich vorsichtig: „Es gefällt mir überhaupt nicht, wenn es heisst, Manchester sei nicht so gut und wir würden es schon in die Halbfinals schaffen.“ Und sein Trainer Pep Guardiola sagte: „Wir sind nicht Favorit, wenn wir so spielen wie gegen Hoffenheim.“ In dieser Partie am letzten Samstag verspielte Bayern nach der Pause eine 3:1-Führung und gab in der Bundesliga erstmals seit 19 Spielen Punkte ab.
Im zweiten Viertelfinal-Hinspiel vom Dienstag muss die Ausgeglichenheit nicht herbeigeredet werden. Der FC Barcelona und Atletico Madrid sind in der Primera Division nach 31 Runden nur durch einen Punkt getrennt, in der Meisterschaft trennte man sich in Madrid Mitte Januar 0:0 und auch die beiden Spiele im Supercup im vergangenen Sommer endeten mit Unentschieden (0:0, 1:1).
Atletico Madrid reist zwar als Liga-Leader zum europäischen Duell, doch ist Barcelona leicht zu favorisieren. Diesem Rating liegt ein Name zugrunde: Lionel Messi. Als der Argentinier in der ersten Saisonhälfte erst angeschlagen und dann längere Zeit verletzt war, kam auch der FC Barcelona nicht richtig auf Touren. Doch nun hat sich dies geändert. Messi und Barcelona spüren den Frühling. Der Superstar schoss in den letzten zwölf Partien 17 Tore, er war beim 4:3 vor Wochenfrist im Clasico gegen Real Madrid überragend und vor den entscheidenden Spielen der Saison in Top-Form.
Die Antwort von Atletico Madrid auf Lionel Messi heisst Diego Costa. Der gebürtige Brasilianer traf in dieser Saison in allen Wettbewerben schon 32 Mal, sieben Tore erzielte er in der Champions League, drei davon in den Duellen mit Milan in den Achtelfinals. Barcelona gegen Atletico ist indes nicht nur der Vergleich zwischen Messi und Costa, sondern auch die Gegenüberstellung zweier verschiedener Philosophien. Hier das schöngeistige Kurzpassspiel der Katalanen, dort das aggressiv-defensive Konterspiel der Madrilenen. Dazu die Trainer: „Wir spielen im Gleichgewicht und mit Ordnung“, sagte Barcelonas Gerardo Martino. Und Atleticos Diego Simeone: „Wir spielen mit dem Messer zwischen den Zähnen.“