Mit dem FC Barcelona und Bayern München stehen sich heute Abend die beiden besten FCB des Kontinents im zweiten Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegenüber. Ihre Trainer kennen sich zu gut.
Für Pep Guardiola verlief die erstmalige Rückkehr an den Ort, an dem er nach wie vor verehrt wird, hochgradig emotional. Jeder wollte etwas vom Coach, der einst Balljunge war und den FC Barcelona als Trainer zwischen 2008 und 2012 zu 14 Titeln geführt hat. An familiärem Beistand für den Betroffenen mangelt es nicht: Guardiolas Frau und die drei Kinder sind nach Barcelona mitgereist, in Guardiolas katalanischem Heimatdorf Santpedor drückt sein Vater – im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung – den Bayern die Daumen. «Wer selber Kinder hat, kann sich denken, auf wessen Seite ich stehe», sagte Valenti Guardiola der «Marca». «Für mich ist die Familie wichtiger als alles andere.»
Für Guardiola geht es darum, im Camp Nou seine eigene Vergangenheit zu besiegen, wie die deutsche Nachrichtenagentur dpa passend schrieb. «Es wird zu einer Fussball-Kraftprobe mit speziellen Emotionen.» Es wird ein Coaching-Duell mit Luis Enrique, mit dem er während fünf Jahren bei Barcelona zusammengespielt hat. Mit dem er gemeinsam den Trainer-Lehrgang des spanischen Verbandes absolvierte. Und mit dem er, trotz einigen Reibereien während der Zeit als Coaches in Barcelona (Guardiola in der ersten Mannschaft, Enrique im B-Team), nach eigenen Angaben «eng befreundet» ist.
Luis Enrique ist sich der Schwierigkeit der Aufgabe bewusst. «Zumal ich die Bayern beobachtet habe und Pep kenne, rechne ich mit Wechseln und Überraschungen, die die Dinge für uns kompliziert machen könnten», sagte er. «Während der Saison haben wir Probleme gemeistert, vor die die Gegner uns gestellt haben. Auch wenn nun die Bayern kommen, werden wir das Gleiche wieder probieren.» Enrique, der «eines der attraktivsten Spiele in Europa» erwartet, kann praktisch aus dem Vollen schöpfen. Bis auf Jérémy Mathieu (Achillessehne) sind keine Schlüsselspieler verletzt. Das Duo in der Innenverteidigung dürften deshalb Javier Mascherano und Gerard Piqué bilden.
Zweites Thema bei den Bayern neben Guardiolas Rückkehr war der Gesundheitszustand von Robert Lewandowski. Nur eine Woche nach seinen schweren Gesichtsverletzungen könnte der Pole bereits wieder auflaufen. Im Training vor dem Abflug probierte es der zuletzt sehr treffsichere Goalgetter (neun Tore in elf Spielen) mit einer furchteinflössenden schwarzen Gesichtsmaske. Lewandowskis Mitwirken wäre in Anbetracht der übrigen Absenzen (Robben, Ribéry, Alaba, Badstuber, Rode) von grosser Bedeutung. «Dass Lewandowski in diesem Spiel unbedingt spielen soll und hoffentlich auch kann, ist Voraussetzung, dass wir mit einer adäquaten Mannschaft auflaufen können», sagte Vereinspräsident Karl Hopfner.
Barcelonas grösster Trumpf ist das Offensiv-Trio Lionel Lionel Messi/Luis Suarez/Neymar. 108 der 159 Tore in allen drei Wettbewerben gehen auf das Konto der drei Südamerikaner. «Das ist schon ein aussergewöhnlicher Sturm, der da auf uns zukommt», zeigte sich Bayerns Weltmeister Jérôme Boateng beeindruckt. In der Champions League haben «MSN», wie sie mittlerweile genannt werden, in zehn Partien 20 Mal getroffen. Zum Vergleich: Bayerns Offensivtrio Thomas Müller/Lewandowski/Götze bringt es nach dem Ausfall von Robben auf 15 Tore.
Vor zwei Jahren hatten die Bayern mit einem 3:0 im Halbfinal-Rückspiel (nach einem 4:0 zu Hause) Barcelonas filigranes Gebilde in seinen Grundfesten erschüttert. Es war die einzige Heimniederlage in 32 Champions-League-Partien. Aktuell hat Barcelona acht Europacup-Spiele in Folge gewonnen. Zur Egalisierung des Vereinsrekords aus der Saison 2002/03 fehlt noch ein Erfolg. In den beiden internationalen Halbfinal-Duellen setzten sich aber 1995/96 (im UEFA-Cup) und 2012/13 jeweils die Bayern durch – und gewannen später auch den Final.