Bayern München hat allerbeste Chancen, sich zum 3. Mal seit 2010 für den Final der Champions League zu qualifizieren. Der deutsche Meister bot gegen den FC Barcelona eine Gala und siegt mit 4:0.
Barcelona kann nach der höchsten Europacup-Niederlage seit einem 0:4 gegen Dynamo Kiew im November 1997 dem dritten Halbfinal-Out in den letzten vier Saisons nur noch durch ein Wunder entgehen. Das Team von Tito Vilanova war wohl seit Jahren nie mehr derart chancenlos wie in diesem Auswärtsspiel in München. Ehrrettend können die Katalanen anfügen, dass zwei der vier Gegentore nicht hätten zählen dürfen. Ansonsten dürfte der designierte spanische Champion kaum Argumente haben, den schwachen Auftritt schönzureden. Auf Seiten der Gewinner gab es nach dem verdienten Kantersieg selbstredend nur strahlende Gesichter. «Ein 4:0 gegen die beste Mannschaft der Welt ist wie ein Traum», sagte Verwaltungsrats-Präsident Karl-Heinz Rummenigge nach der Revanche für die Viertelfinal-Niederlage von 2009.
Barcelona brach nach der Pause unter dem Druck der Bayern vollends zusammen. Schlüssel zum Erfolg war die «taktische Disziplin», wie es Captain Philipp Lahm formulierte. Dass Barcelona nach 69 Minuten durch Innenverteidiger Marc Bartra (!) zum ersten Torschuss und in der 76. durch selbigen Spieler zur ersten wirklich gefährlichen Aktion kam, sagte alles über den offensiv wie defensiv missratenen Auftritt der Gäste aus.
Die Bayern liessen sich durch die sehr lauten Nebengeräusche der letzten Tage und Stunden vor dem Spiel (Steueraffäre um Präsident Uli Hoeness) nicht beeindrucken. Die ersten beiden Tore fielen jeweils nach Eckbällen. Einmal nach 25 Minuten, als Topskorer Thomas Müller (sechstes Saisontor im Europacup) einen Kopfball von Dante ebenfalls per Kopf über die Linie beförderte. Und einmal nach 49 Minuten, diesmal leitete Müller den Ball weiter und Mario Gomez vollendete volley – allerdings aus stark abseitsverdächtiger Position. In der Bundesliga gehört dem intern besten Goalgetter der letzten beiden Saisons (54) hinter dem gestern gesperrten Mario Mandzukic oft nur die Reservistenrolle. Über diese beklagt sich der zwölffache Champions-League-Torschütze des Vorjahres nicht, stattdessen lieferte er als «Joker» stets Leistung ab. Das 2:0 war Gomez‘ siebtes Tor aus den letzten vier Partien. Und es entschädigte die Bayern für mindestens einen nicht gepfiffenen Handspenalty aus der ersten Halbzeit. Nach Gerard Piqués Intervention mit dem Arm im eigenen Strafraum (17.) wäre ein Pfiff durchaus angebracht gewesen.
Auch Barcelona fühlte sich in (mindestens) einer Situation stark benachteiligt. Vor dem dritten Gegentreffer monierten die Katalanen zurecht eine irreguläre Bewegung von Müller. Er blockte den Weg für Arjen Robben im gegnerischen Strafraum regelrecht frei. Der weggecheckte Jordi Alba konnte den Holländer so nicht am erfolgreichen Torabschluss hindern. Mit dem 4:0 machte wiederum Müller das Debakel von Barcelona komplett.
Bayern München – Barcelona 4:0 (1:0)
Allianz Arena. – 68’000 Zuschauer (ausverkauft). – SR Kassai (Un). – Tore: 25. Müller 1:0. 49. Gomez 2:0. 73. Robben 3:0. 82. Müller 4:0.
Bayern München: Neuer; Lahm, Boateng, Dante, Alaba; Martinez, Schweinsteiger; Robben, Müller (83. Pizarro), Ribéry (89. Shaqiri); Gomez (71. Luiz Gustavo).
Barcelona: Valdes; Dani Alves, Piqué, Bartra, Jordi Alba; Busquets, Xavi, Iniesta; Alexis Sanchez, Messi, Pedro (83. Villa).
Bemerkungen: Bayern München ohne Badstuber, Kroos (beide verletzt) und Mandzukic (gesperrt), Barcelona ohne Mascherano, Puyol (beide verletzt) und Adriano (gesperrt). Verwarnungen: 37. Gomez. 39. Bartra. 46. Martinez. 86. Sanchez (alle wegen Fouls). 87. Schweinsteiger (Reklamieren). 89. Jordi Alba (Unsportlichkeit/im Rückspiel gesperrt). 92. Iniesta (Foul).